Vorbereitungen für die nächste Welle: Lauterbachs Corona-Plan für den Herbst 2022

Der Sommer ist da – und Corona? Schlittern wir unvorbereitet in den dritten Corona-Herbst? Bundesgesundheitsminister Lauterbach lässt erste Details von seinen Plänen durchsickern.
München/ Berlin – Party, Fußballstadion oder Reisen – fast alles scheint trotz Corona momentan möglich. Die meisten Corona-Regeln sind gefallen. Nur noch die Maskenpflicht in öffentlichen Verkehrsmitteln oder im Urlaubsflieger erinnern vielleicht daran, dass es das Virus gibt. Nach mehr als zwei Jahren spielen Infektionszahlen oder Inzidenzen für viele kaum mehr eine Rolle.
Virologen warnen schon vor der nächsten Corona-Welle im Herbst. Die Aussichten für den Herbst 2022 sind nach einer Modellprognose der TU Berlin eher ernüchternd. Und schon in den vergangenen Sommern entspannte sich die Corona-Lage. Dann im Herbst änderte sich das schlagartig. Infektionszahlen explodierten nach den Sommerferien – dann erst reagierte die Politik. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) will das diesen Herbst anders machen. Bisher fehlte allerdings ein Konzept.
Lauterbach: „Wir müssen auf Virusvarianten vorbereitet sein“
„Ich werde da in ein paar Tagen, in kurzer Zeit, einen Plan vorstellen, den ich auch mit dem Bundeskanzleramt sehr eng abgestimmt habe, wie man im Herbst die Pandemie managt“, kündigte Lauterbach in einem BR-Interview am Dienstag an. Einkäufe von angepassten Impfstoffen, offene Impfzentren und eine kreativere Impfkampagne würden vorbereitet. Auch das Meldesystem an das Robert-Koch-Institut (RKI) solle verbessert werden.
Offenbar klappte der Impfstoff-Deal. Lauterbach verkündet auf einer Pressekonferenz in Berlin an diesem Mittwoch den Kauf (830 Millionen Euro) von Corona-Impfstoff für den Herbst 2022. „Wir wollen allen eine vierte Impfung anbieten“, betont Lauterbach. Da nicht über Nacht geimpft werden könne, sollten zudem die Impfzentren offen bleiben.
Corona-Welle im Herbst: Lauterbach bereitet Impfkampagne vor
Drei Corona-Impfstoffe sollen im Herbst 2022 Impfwilligen zur Verfügung stehen, darunter ein angepasster Omikron-Impfstoff von Biontech/Pfizer sowie ein „bivalenter“ Impfstoff von Moderna. „Wir müssen auf Virusvarianten vorbereitet sein“, verteidigt Lauterbach seinen Vakzin-Einkauf. „Wenn ein Vakzin gut gegen eine Variante wirkt, muss genügend Impfstoff zur Verfügung stehen.“ Der SPD-Minister kalkuliert den Verfall des Impfstoffes mit ein. Schon jetzt würde alter Impfstoff verfallen, räumt Lauterbach auf Nachfrage eines Journalisten ein. Die Vakzine stammten zwar noch aus Verträgen vor dieser Legislaturperiode, doch diese Strategie sei richtig gewesen.
Alle Impfstoffe seien als Einmal-Dosis gedacht. Auch für Gruppen, die sich noch dreimal impfen lassen wollen, stehe genug Impfstoff bereit. Eine generelle Empfehlung der Ständigen Impfkommission (Stiko) für eine vierte Impfung im Herbst erwartet Lauterbach momentan nicht. „Es hängt davon ab, wie sich das Infektionsgeschehen verändert und wie sich die Virusvariante verändert.“
Länder fordern Corona-Masterplan für den Herbst 2022
Um für eine neue Corona-Welle gewappnet zu sein, forderten die Gesundheitsminister der Länder am Montag etwa einen mit den Ländern abgestimmten „Masterplan“ und eine Anpassung des Infektionsschutzgesetzes. In einem einstimmig gefassten Beschluss der Länder wurde der Bund aufgefordert, das Gesetzgebungsverfahren zeitnah einzuleiten.
„Ein neues Infektionsschutzgesetz für den Winter finde ich richtig“, sagte Lauterbach in Berlin. Bestimmte Maßnahmen wollte der Minister jedoch keine nennen. Vorschläge wolle er erst mit dem Kabinett bereden. Das kürzlich geänderte Infektionsschutzgesetz läuft bis 23. September.
Lauterbach: „Die Impfpflicht ist tot“
Die allgemeine Impfpflicht ist nach Ansicht von Lauterbach gescheitert. Es seien zwar immer noch Impflücken da, die die Arbeit im Herbst massiv erschweren würden, sagte der Gesundheitsminister im BR-Interview: „Und die Impfpflicht wäre sehr sinnvoll, aber wir bekommen sie nicht durch, sie ist daher tot.“
„Die Pandemie wird nicht die letzte sein“, sagte Lauterbach in Berlin. Deswegen sollte die Pandemiebekämpfung ein zentrales Thema beim Treffen der G7-Gesundheitsminister am Donnerstag und Freitag in Berlin sein.
Die Minister sollten bei ihrem Treffen einen globalen „Pandemie-Pakt“ beschließen, sagte er. Ziel sei es, bei künftigen Pandemien weltweit schneller zu reagieren. Eine Überwachung von Ausbrüchen, ein schnelleres Eingreifen und eine schnellere Entwicklung von Medikamenten und Impfstoffen sei wichtig. Dazu würden die G7-Minister einen „wegweisenden Beschuss“ fassen, sagte Lauterbach.(ml)