1. Ludwigshafen24
  2. Verbraucher

Wenn das Geld knapp wird – wer zur Tafel gehen darf

Erstellt:

Von: Pauline Wyderka

Kommentare

Abgepacktes Brot wird überreicht
Andrang auf Tafeln – wer hat Anspruch auf das gemeinnützige Angebot? © dpa/picture alliance/Bernd Wüstneck

Bei vielen Menschen fehlt derzeit das Geld, der Ansturm auf die Tafeln ist groß. Doch manche Leute wissen möglicherweise gar nicht, ob sie berechtigt sind.

Heizkosten, Lebensmittelpreise, Inflation. Gründe für Geldsorgen gibt es genug. Das merken auch die Tafeln, die dem Andrang seit einer Weile kaum noch hinterherkommen. Immer mehr Menschen sehen sich auch in Baden-Württemberg gezwungen, auf das Angebot zurückzugreifen. Einerseits sollte man nicht vergessen, dass die Tafel nicht für jeden da ist, der mal eben Geld sparen möchte. Andererseits könnten viele möglicherweise darauf zurückgreifen, die gar nichts davon wissen.

Wenn das Geld knapp wird: Wer geht zur Tafel?

Die einen hoffen darauf, dass sie zu den Glücklichen gehören, die die beschlossenen 3.000 Euro Inflationsprämie bekommen können. Die anderen stellen sich darauf ein, zur Tafel zu gehen. Einer neuen Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin zufolge stellen sich aktuell mehr als eine Millionen Menschen bei den deutschen Tafeln an.

Die meisten von ihnen sind von Armut bedroht. Dreiviertel beziehen laut DIW Grundsicherung. Doch zunehmend gehen auch Menschen oberhalb der Armutsgrenze zur Tafel. Markus M. Grabka vom DIW sieht die Gründe dafür in den steigenden Energiekosten. Viele müssen unvorhergesehene Vorauszahlungen leisten, die sie vorübergehend stark finanziell unter Druck setzen. Aufgrund der Notlage deckelt eine Bäckereikette in Hessen die Brotpreise, um ihre Kunden zu unterstützen.

Sortiment an Milchprodukten wird auf Tisch gesammelt
tafelbild2klein.jpg © dpa/picture alliance/Bernd Wüstneck

Wenn das Geld knapp wird: Wer noch zur Tafel gehen kann

Hinter der Tafel steckt der Gedanke, Menschen für einen symbolischen Betrag Lebensmittel zur Verfügung zu stellen, bei denen es sonst nicht reicht. Man kann also nicht einfach so zur Tafel gehen und dort günstig Lebensmittel erhalten. Stattdessen benötigt man einen Tafelausweis, den man dort erst beantragen muss. Dazu sind nur bestimmte Gruppen berechtigt. Darunter fallen Menschen, die Hartz IV, AlG II und Sozialhilfe beziehungsweise Grundsicherung empfangen.

Aber auch Studenten, Rentner und Angestellte, deren Einkommen unter einer bestimmten Grenze liegt, können zur Tafel gehen. Für Einzelpersonen liegt diese Grenze aktuell bei 950 Euro. Jeder weitere Erwachsene im Haushalt darf laut tafel-lohne.de noch einmal 350 Euro Einkommen besitzen. Für Kinder unter 16 Jahren gelten 250 Euro, für Kinder über 16 eine Grenze von 300 Euro.Wer in eine dieser Gruppen fällt, hat also Anspruch auf einen Tafelausweis.

Tafeln kommen Andrang kaum hinterher – immer weniger Spenden auf immer mehr Kunden

Das gilt zumindest in der Theorie. In der Praxis ist es nicht ganz so einfach. Laut tafel.de schießt die Zahl der Armen, die Untersützung bei der Tafel suchen, derzeit auf ein Rekordhoch, sodass die Tafeln der Nachfrage kaum hinterherkommen. Demnach haben bereits ein Drittel der Tafeln in Deutschland einen Aufnahmestopp eingeführt. Ein Großteil gibt nur noch kleinere Mengen an Lebensmitteln heraus, damit es für alle reicht.

Tatsächlich kommen auf immer mehr Kunden immer weniger Spenden. Laut dem Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) fallen heutzutage zudem weniger Lebensmittel für die Tafel an, da Supermärkte genauer beim Einkauf planen. Andererseits kaufen die Menschen angesichts der steigenden Preise größere Mengen ein, wodurch ebenfalls weniger übrigbleibt. Tafel Deutschland fordert darum ein neues Hilfspaket, das gezielt diejenigen erreicht, die die Hilfe am dringendsten benötigen.

Tafeln in Deutschland: So kann man helfen

Hilfspakete sind das eine, Spenden das andere. Wer selbst nicht in der Situation ist, auf die Tafel angewiesen zu sein, kann sich darum bei den örtlichen Stellen informieren, wie er helfen kann. Generell gibt es die Möglichkeit, Geld zu spenden oder ehrenamtlich mitzuwirken. Hin und wieder gibt es auch Spendenaktionen, wie zum Beispiel die der Discounter-Kette Lidl, bei der Flaschenpfand direkt per Knopfdruck am Automaten gespendet werden kann. (paw)

Auch interessant

Kommentare