Die ARD zeigte am Mittwochabend die Literaturverfilmung „Kruso“. Doch noch während der Film lief, sah sich der Sender heftiger Kritik ausgesetzt - aus gleich mehreren Gründen.
Mainz - Sommer 1989 auf der Insel Hiddensee. Hier planen Aussteiger, die der DDR den Rücken kehren wollen, ihre riskante Flucht über die Ostsee. So weit die Handlung der Romanverfilmung „Kruso“, die am Mittwochabend bei der ARD lief. Doch viele der 3,27 Millionen Zuschauer konnten dem Film nicht wirklich folgen, denn: Sie verstanden nicht, was die Schauspieler sagten.
Lag es am Genuschel der Protagonisten? Oder einfach an einer ausbaufähigen Tonqualität? Wahrscheinlich eine Kombination aus beidem, geht man nach den Kommentaren, die noch während des Films Twitter fluteten. „Warum muss die ARD ständig Filme drehen, bei denen man, obwohl man über bestes Hörvermögen verfügt, nichts versteht? Echt zum Kotzen“, schrieb ein User des Kurznachrichtendienstes. Mit seiner Meinung war er nicht alleine. Die meisten kamen nämlich ebenfalls besonders mit der undeutlichen Aussprache nicht zurecht:
#Kruso Kommt hier das Nuschelvermächtnis von Til Schweiger zum Tragen?
— Peter Bartmann (@PGBartmann) 26. September 2018
Lernen Schauspieler nicht mehr sprechen oder dürfen sie die Zähne nicht auseinander machen wg. der Authentizität? #Kruso
— Rollo (@Rollo_017) 26. September 2018
Noch dabei? Bin ausgestiegen, habe kein Wort verstanden. Dauergenuschele bei #Kruso - schade!
— Dubslav von Stechlin (@Rentmeister_Fix) 26. September 2018
„Kruso“ in der ARD: „Wer hat den Ton abgesegnet?“
Andere Zuschauer beschwerten sich generell über die Tonqualität:
Da freu ich mich ausnahmsweise mal auf einen lauen Fernsehabend, und dann verstehe ich kein Wort. So ein schlechter Ton, schade #Kruso
— Die Schreiberschaft (@ninaconze) 26. September 2018
Man versteht kaum etwas. Sehr ärgerlich. Wer hat den Ton abgesegnet @ARDde? #Kruso
— Salma Haarjeck (@haarjecks_salma) 26. September 2018
Manch ein ARD-Zuschauer versuchte aber dennoch, dem Ganzen etwas Gutes abzugewinnen:
Die Symbiose von Nuscheln und schlechtem Ton in schönen Bildern. #Kruso
— Rollo (@Rollo_017) 26. September 2018
Eine offizielle Stellungnahme zu dem - akustisch - schwer verständlichen Film von Seiten des Ersten gab es zwar zunächst nicht, lediglich auf Facebook antwortete die ARD auf einen kritischen Kommentar mit: „Wir geben die Kritik am Ton an die Programmverantwortlichen weiter.“
User über „Kruso“: „Eine Frechheit“
Andere Zuschauer störte aber noch etwas komplett anderes. „Völlig schwachsinniger Film, hat mit der Realität überhaupt nichts zu tun“, beschwerte sich nicht nur ein User in den Sozialen Netzwerken. „Für diesen grottig zusammengemängten Kitsch, ja Unwahrheit ist es eine Frechheit, die Fernsehgebühren zu benutzen, um Bürger, die die DDR nicht kannten, zu manipulieren. Einer geschichtliche Aufarbeitung dient dieser Film nicht, ganz im Gegenteil. Wo bleibt Eurer Auftrag zur realen Aufklärung?“, beschwerte sich eine andere Userin. Die Antwort der ARD, dass es sich bei dem Film lediglich um eine Romanverfilmung handele und nicht um eine dokumentarische Darstellung der DDR, konnte die Nutzer nur bedingt besänftigen.
Aber es gibt immerhin auch eine gute Nachricht - zumindest für diejenigen, die den Film so gar nicht verstanden haben. Denn die können sich „Kruso“ noch mal in der ARD-Mediathek ansehen - und dann am besten in voller Lautstärke und mit Untertitel.
Immer wieder sehen sich Schauspieler der Kritik ausgesetzt, sie würden nicht deutlich genug reden - allen voran Til Schweiger, der vor einigen Jahren aber mit Humor auf die Kritik an ihm reagierte. Zuletzt war übrigens dem ZDF eine schwerwiegende Panne unterlaufen: Der Sender hatte einen verbotenen Skandal-Film gezeigt - und der hatte es in sich.