Krabbeln Spinnen im Schlaf in den Mund? Das ist dran am gruseligen Mythos
Pro Jahr soll jeder Mensch mehrere Spinnen im Schlaf verschlucken – ein genauso faszinierender wie ekliger Fakt. Oder ist das Ganze nur ein hartnäckiger Mythos?
Etwa acht Spinnen verschluckt ein Mensch im Jahr, und das ohne es zu merken im Schlaf – so oder so ähnlich hört man es immer wieder. Aber ist das nur ein Mythos oder ist da wirklich was dran? Der sogenannte Fakt hält sich schon seit Jahren, also muss es ja stimmen – oder? Es ist auch interessant zu wissen, woher die genaue Zahl stammt. Wer hat die Spinnen gezählt, die uns in den Mund krabbeln?
Spinnen essen im Schlaf – wer hat den Mythos erfunden?
Nach anderen Schätzungen sind es etwa 50 Spinnen, die ein Mensch im Schlaf verschluckt. Aber egal, wie viele es sind, faszinierend ist die Vorstellung trotzdem. Bevor sich die Arachnophobiker unter uns jetzt angewidert abwenden: Es ist tatsächlich ein Märchen. Zwar leben Spinnen in unseren Wohnungen, aber sie krabbeln uns nachts nicht in den Mund. Trotzdem gruselig: Die Nosferatu-Spinne hat sich bei einer Ludwigshafener Familie eingenistet.
Aber woher kommt dieser Mythos dann? Der Ursprung dieses Irrglaubens liegt wohl in einer Kolumne von Lisa Holst im Jahr 1993. In ihrem Text für das Magazin PC Professional wollte sie beweisen, wie leichtgläubig Menschen sein können und wie schnell sich Gerüchte verbreiten. Sie selbst soll den „Fakt“ aus einer Sammlung gängiger Irrtümer entnommen haben. Und der hat sich bis heute gehalten.
Spinnen im Schlaf essen – Fakten über die Achtbeiner und den Menschen
Wer sich jetzt noch immer ekelt und nicht so ganz glauben kann, dass das Ganze erfunden ist, für den sind hier ein paar knallharte Fakten: Spinnen halten sich von Menschen eher fern. Wir atmen und bewegen uns, auch schlägt das Herz. Für die vibrationsempfindlichen Achtbeiner ist das eher unangenehm, auch für die, die keine Netze bauen. Manchmal will man die Krabbler einfach nur loswerden. Aber sterben Spinnen im Staubsauger?
Außerdem schlafen die meisten Menschen nicht mit offenem Mund, die Spinnen hätten also gar keine Chance hineinzukrabbeln, selbst wenn sie es wollten. Auch würden die meisten von uns es sicher spüren, wenn ihnen etwas auf dem Gesicht herumkrabbelt, und sofort aufwachen. Ebenso würde eine Spinne, auch wenn es nur eine kleine ist, eher den Würgereflex statt den Schluckreflex auslösen.
Gruseliger Mythos: Warum glauben wir noch immer, dass wir im Schlaf Spinnen essen?
Die Vorstellung, dass sich die Tiere ja von der Decke abseilen und zielgenau in den Mund fallen lassen könnten, ist zwar witzig, aber auch an den Haaren herbeigezogen. Meist sitzen die Tiere in ihren Netzen und warten auf Beute. Jagdspinnen, wie die Nosferatu-Spinne, die sich auch in Mannheim eingenistet hat, bewegen sich zwar frei, haben aber ebenfalls Angst vor Menschen. Wie echo24.de berichtet, besorgt der Giftspinnen-Einmarsch Forscher – weil sie Ökosysteme durcheinander bringen.
Der Mythos hält sich schon seit einigen Jahren und wird immer wieder weitererzählt. Warum ist das so? Schuld ist wahrscheinlich die Faszination an Horrorgeschichten. Spinnen, die viele als eklig ansehen oder sich sogar vor ihnen fürchten, sind in unseren Häusern und Wohnungen allgegenwärtig. Wie unheimlich wäre es da, wenn sie uns einfach in den Mund kriechen, genau dann, wenn wir am hilflosesten sind. (resa)