Baum-Pilz befällt erstmals einen Menschen – „Büchse der Pandora für neuere Pilzkrankheiten“
Nur wenige Pilze können auch Tiere und Menschen infizieren. Der gefährliche Baum-Pilz Chondrostereum purpureum machte nun aber erstmals einen Mann krank.
Werden Bäume von der Pilzart Chondrostereum purpureum befallen, hat das für sie in der Regel gravierende Folgen – ähnlich wie beim Grauschimmel, der vor allem geschwächte Pflanzen angreift. Der Pilz verursacht die Krankheit Silberblatt. Silber-metallisch erscheinende Sporen befallen Blätter und Rinde und lassen Pflanzen sterben. Betroffene Äste sterben ab, das Holz wird zersetzt.
Pilz Chondrostereum purpureum löst erstmals Krankheit beim Menschen aus
Bislang kam Chondrostereum purpureum nur im Zusammenhang mit Bäumen vor, doch hat der Pilz nun erstmals auch beim Menschen eine Krankheit ausgelöst. Darüber berichten Wissenschaftler in der Juni-Ausgabe 2023 der Zeitschrift Medical Mycology Case Reports. Es geht dabei um einen Inder, der vor zwei Jahren wegen langanhaltender Beschwerden ein Krankenhaus aufsuchte.
Der damals 61 Jahre alte Patient aus dem Osten Indiens – ein Pflanzen-Mykologe – berichtete den Ärzten, dass er seit drei Monaten an Heiserkeit, Schluckbeschwerden, Husten, einem entzündeten Rachen, Müdigkeit und Appetitlosigkeit leide. Der Mann gab außerdem an, keine Vorerkrankungen zu haben und beruflich mit verrottenden Pflanzen zu arbeiten.

Experten fürchten: Pilzinfektionen beim Menschen dürften in Zukunft häufiger werden
Die Mediziner führten daraufhin einen CT-Scan durch und entdeckten einen Abszess im Hals. Nach der Aspiration des Abszesses schickten sie den entnommenen Eiter zur Analyse in ein Labor. Die Ärzte vermuteten eine bakterielle Infektion, doch die Ergebnisse waren negativ. Bei genauerer Untersuchung des Eiters konnte nach wenigen Tagen ein Pilzbefall identifiziert werden. Um welchen Pilz es sich handelte, konnten sie jedoch nicht herausfinden, berichtet Merkur.de.
Erst eine DNA-Sequenzierung durch ein Labor der Weltgesundheitsorganisation WHO in Indien brachte das Ergebnis: Es handelte sich um Chondrostereum purpureum. Der Mann konnte schließlich erfolgreich behandelt werden, auch zwei Jahre später gibt es dem Bericht zufolge keinen Hinweis auf ein Wiederauftreten des Pilzes.
Mehrere neue pathogene Pilze: Hefepilz Candida auris breitet sich rasant aus
Der Fall versetzt Forschende dennoch in Sorge. Nur wenige der Millionen Pilze, die in der Natur vorkommen, können auch Tiere und Menschen befallen. Sie gelangen über geschädigte Haut und die Atemwege in den menschlichen Körper. Ebenso sind auch nur wenige in der Lage, Körpertemperaturen zu überleben. Bei Chondrostereum purpureum wurde dies zuvor noch nie beobachtet.
Experten vermuten, dass Pilzinfektionen beim Menschen künftig häufiger zu beobachten sein werden. In den letzten Jahrzehnten seien mehrere neue pathogene Pilze aufgetaucht, schreiben die Autoren im Bericht. Einer davon ist der multiresistente Hefepilz Candida auris, der sich rasant ausbreitet und „zu einer erheblichen Bedrohung geworden“ sei. Durch den Klimawandel und Temperaturanstiege dürfte sich dies häufen. „Die zunehmende globale Erwärmung und andere zivilisatorische Aktivitäten öffnen die Büchse der Pandora für neuere Pilzkrankheiten“, schreiben die Wissenschaftler. (mt)