Stechmücken-Plage am Oberrhein: Folgen der Trockenheit für die Insekten
Speyer - Sie rauben uns nachts den Schlaf, piksen dann auch noch: Stechmücken. Doch welche Auswirkungen hat die Sommer-Trockenheit auf die fiesen Plagegeister?
Die aktuelle Hitze und Trockenheit setzt uns Menschen und der Natur sehr zu! Das Gute dabei: auch den lästigen Schnaken. Mit positiven Folgen für die fleißigen Stechmückenbekämpfer. Denn nach der Schnakenplage im vergangenen Jahr 2021 ist die Lage in diesem Sommer wieder entspannter für die Stechmückenbekämpfer am Oberrhein.
Name | Kommunale Aktionsgemeinschaft zur Bekämpfung der Schnakenplage e.V. (KABS) |
Sitz | Speyer (Rheinland-Pfalz) |
Gründungsjahr | 1976 |
Einsatzgebiet | Oberrhein |
Fläche | rund 6.000 km² |
Stechmücken am Oberrhein: Wegen Trockenheit kaum Brutstätten für Schnaken
„Diese Insekten brauchen temporäre Wasserflächen, um sich zu entwickeln, deshalb macht ihnen die derzeitige Trockenheit zu schaffen“, erklärt Xenia Augsten von der Kommunalen Aktionsgemeinschaft zur Bekämpfung der Schnakenplage (KABS). Der Sommer 2021 sei von Starkregen und Hochwasser und damit von günstigen Bedingungen für die Insekten geprägt gewesen.
In diesem Jahr sei der Helikopter bislang nur drei Mal ausgerückt, um den biologischen Wirkstoff Bacillus thuringiensis israelensis (Bti) großflächig zu verteilen. Bti ist unbedenklich für Hund, Katze, Maus und Menschen, für die Mückenlarven aber tödlich. Im verregneten Sommer 2021 waren Hubschrauber zwischen Mitte Mai und Anfang August viele Male zur Schnakenbekämpfung unterwegs.

Schnaken-Bekämpfung: KABS nur dreimal mit Hubschrauber im Einsatz
Der letzte KABS-Hubschraubereinsatz der aktuellen Saison galt Ende Juni Flächen von ein oder zwei Hektar, wo fernab des Rheins Senken und Gräben durch punktuelle Starkregen überflutet worden waren. Im vergangenen Jahr sei hingegen das gesamte KABS-Gebiet betroffen gewesen, erläutert der wissenschaftliche KABS-Direktor Dirk Reichle.
Der Wasserstand des Rheins sei derzeit auch nicht so hoch, dass Auwälder überflutet seien. In solchen Gebieten können sich die Tiere rasant ausbreiten. Ziele des letzten Fluges waren Gommersheim, Worms, Fußgönnheim und Hahnheim (alle Rheinland-Pfalz). In Baden-Württemberg wurden Rastatt und Hockenheim, in Hessen Dornheim aus der Luft behandelt.
KABS bekämpft Stechmücken in Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg
Mehr als 90 Kommunen am Oberrhein in Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg und Hessen haben sich zur KABS mit Sitz in Speyer zusammengeschlossen. Das Budget für das aktuelle Jahr beläuft sich laut Reichle auf 5,1 Millionen Euro – dazu tragen die Mitgliedsgemeinden je nach Einwohnerzahl bei. Neben den nicht billigen Wirkstoffen benötige der Verein Mittel für die Helikopterflüge und die Bezahlung der Mitarbeiter, erklärt Reichle gegenüber der dpa.
Die Arbeit sei sehr personalintensiv: Mitarbeiter müssen zu Fuß mögliche Brutstätten zunächst identifizieren. Nach Entdeckung einer relevanten Zahl von Eiern oder Larven sollten sie schnell reagieren. Denn zwischen dem Ei-Stadium bis kurz vor der Verpuppung der Culicidae liegen fünf Tage. „Verpuppte Insekten fressen ja nichts, damit wird das Bti wirkungslos.“

Schnaken am Oberrhein: Biologischer Wirkstoff tötet Stechmücken
Die KABS bekämpft auch Tigermücken, die Microsoft-Gründer Bill Gates sogar als „das gefährlichste Tier der Welt“ bezeichnet, wie BW24 berichtet. Zwei bis drei Mal pro Woche gehen Mitarbeiter in befallene Regionen, um mögliche Brutstätten in Gärten zu finden – darunter Regentonnen, Gießkannen oder Eimer.
Das mit dem Bti versetzte Wasser wird zur tödlichen Falle für die Larven der Blutsauger. Eingesetzt werden neben Bti auch Insektenfallen – in Hecken aufgehängte dunkle, mit Wasser befüllte Plastiktöpfe. Daran befestigte Holzstäbe laden die Weibchen zur Ablage der Eier ein.
Tigermücken: Schnaken-Bekämpfer haben sieben Populationen im Blick
Die KABS hat sieben Populationen der „sehr aggressiven Stecher“ im Blick: in Karlsruhe, Graben-Neudorf, Hockenheim, Ketsch, Germersheim und Ludwigshafen sowie in Oestrich-Winkel (Hessen). Übrigens soll Kaffeesatz gegen die piksenden Stechmücken helfen.
In Ketsch verzeichnen die KABS-Experten einen großen Erfolg: „Dort war der Leidensdruck im vergangenen Jahr sehr groß“, erzählt Augsten. Die Leute hätten sich aus Angst vor den auch tagsüber aktiven Plagegeistern nicht in ihre Garten getraut. Dank der Mückenjäger sei die Lage weitgehend wieder unter Kontrolle: „Die Menschen freuen sich, wieder nach draußen zu können.“

Überträger verschiedener Viren – so gefährlich ist die Tigermücke
Die Tigermücken kamen Reichle zufolge durch die Importe von „Happy Bamboos“ aus Asien nach Europa. Die dekorativen Pflanzen sehen dem Bambus ähnlich, gehören aber zu den Drachenbäumen und brauchen für den Transport Wasser. Auch der weltweite Handel mit alten Autoreifen, in denen Wasser abgelagert ist, hat den Tieren den Weg nach Europa geebnet.
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Die schwarz-weiß gemusterten Mücken sind nach Angaben des Robert Koch-Instituts potenzielle Überträger von Krankheitserregern, etwa des Dengue-, Zika- oder Chikungunya-Virus. Die Infektion mit dem Zika-Virus wird für eine von geistigen Einschränkungen begleitete Schädel-Deformation von Föten und Neugeborenen verantwortlich gemacht. (dpa/pek)