Speyer: Frühchen-Pflegerin mit offener Tuberkulose – fast 200 Babys sind Kontaktpersonen

Speyer – Im Diakonissen-Krankenhaus hat eine Pflegerin auf der Kinder-Intensivstation monatelang mit offener Tuberkulose gearbeitet. Fast 200 Babys gelten jetzt als Kontaktpersonen.
Am Diakonissen-Stiftungs-Krankenhaus in Speyer ist eine Pflegekraft der Kinder-Intensivstation an einer offenen Tuberkulose erkrankt, wie das Krankenhaus in einer Pressemitteilung informiert. Kinder erkranken deutlich häufiger als Erwachsene an Tuberkulose. Am Speyerer Krankenhaus geht man jedoch davon aus, dass das Ansteckungsrisiko für die Kinder, Eltern und Mitarbeiter sehr gering war.
Einrichtung | Diakonissen-Stiftungs-Krankenhaus Speyer |
Gründung | 1884 (Mutterhaus) |
Entstehung | Fusion Krankenhaus der Evangelischen Diakonissenanstalt Speyer /Stiftungskrankenhaus der Stadt Speyer |
Vorstand | Pfarrer Günter Geisthardt, Oberin Schwester Isabelle Wien, Karlheinz Burger |
Tuberkulose-Fall auf Kinderintensiv-Station in Speyer: „Ansteckungsrisiko gering“
Die Eltern der insgesamt 193 Kinder, die als Kontaktpersonen gelten, habe das Gesundheitsamt bereits angeschrieben. „Das ist natürlich trotz des sehr überschaubaren Risikos eine beunruhigende Nachricht“, sagt Doktor Hans-Jürgen Gausepohl, Chefarzt der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin. Die Kinder sollten zeitnah von ihrem behandelnden Kinderarzt untersucht und auch getestet werden.
„Auch wenn die Tuberkulose in Deutschland nur noch selten vorkommt, kann jede öffentliche Einrichtung von so einem Ereignis getroffen werden“, bedauert Hans-Jürgen Gausepohl. Nach sorgfältiger Prüfung aller Fakten gehe man fest davon aus, dass das Ansteckungsrisiko für die kleinen Patienten, unter denen auch Frühchen sind, deren Eltern und die Mitarbeitenden sehr gering war.
Tuberkulose-Fall auf Kinderintensiv-Station in Speyer: Risiko gering dank Maskenpflicht
Im Krankenhaus gilt die Maskenpflicht. Während der Corona-Krise habe sich kein Kind mit COVID angesteckt, so Hans-Jürgen Gausepohl. Gegen Tuberkulose sind die Masken noch wirksamer, da die Bakterien deutlich größer als Corona-Viren sind. Auch Doktor Folke Brinkmann, Expertin für pandemische Atemwegsinfektionen am Robert Koch-Institut (RKI), hält das Ansteckungsrisiko für „sehr, sehr überschaubar.“
Erwachsene gelten nach den Leitlinien des RKI erst dann als Kontaktperson, wenn sie insgesamt mindestens acht Stunden ungeschützten Kontakt zu einer an einer offenen Lungentuberkulose erkrankten Person hatten. Laut Doktor Thomas Kienbaum, dem Leiter der Krankenhaushygiene, trifft dies weder auf Eltern noch Mitarbeiter zu, da alle Masken getragen hätten.
Speyer: Mitarbeiter getestet – Ansteckungsgefahr nur bei offener Tuberkulose
Trotzdem habe man sich entschieden, alle 82 Mitarbeitenden auf der betroffenen Station direkt im Haus zu testen. „Wir gehen also über die Empfehlung des RKI hinaus“, so Thomas Kienbaum. In einem Fall sei der Bluttest positiv ausgefallen. Das bedeute jedoch nur, dass die Person bereits einmal mit dem Erreger in Kontakt war, sagt Thomas Kienbaum. Wann genau das war, könne man nicht mehr feststellen.
Eine Ansteckungsgefahr besteht jedoch nur bei offener Tuberkulose, die durch radiologische Untersuchungen festgestellt wird. Die betreffende Mitarbeiterin sei also zu keinem Zeitpunkt ansteckend gewesen, so Thomas Kienbaum weiter. Auch die Pflegerin der Kinder-Intensivstation sei bereits auf dem Weg der Besserung, so Hans-Jürgen Gausepohl. Die Therapie mit Antibiotika sei zwar langwierig, aber effektiv. Ein Keim, der gegen Antibiotika resistent ist, wurde auf der Frühchen-Station im Universitätsklinikum Heidelberg entdeckt.
Speyer: Nach Tuberkulose-Fall – Mitarbeiter dürfen weiterarbeiten
Es gebe keinerlei Anhaltspunkte dafür, dass die Pflegerin sich bei der Arbeit angesteckt haben könnte. Unter Einhaltung der ohnehin strengen Hygienemaßnahmen dürften laut Hans-Jürgen Gausepohl alle Mitarbeiter weiter ihrer Beschäftigung nachgehen. „Darüber sind wir sehr froh, denn an allererster Stelle steht für uns, dass wir die uns anvertrauten Babys in der gewohnt hohen Behandlungsqualität versorgen können.“ (resa/PM)