„Noch unter der Inflationsrate“: rnv erhöht Ticketpreise ab 2023
Mannheim - Am Donnerstag stellt der VRN seine neuen Tarife für das Jahr 2023 vor. Kritik hagelt es vor allem für das 49-Euro-Ticket, das 2023 deutschlandweit kommen soll:
Es sind harte Zeiten, die da auf Deutschland zukommen: Inflation, Energiekrise, Strompreise – das Land sieht sich großen Herausforderungen für die kommenden Jahre gegenübergestellt. Das perlt auch nicht an Unternehmen des öffentlichen Nahverkehrs ab. Der Verkehrsverbund Rhein-Neckar (VRN) reagiert auf das politische Weltgeschehen und passt seine Tarife für das Jahr 2023 an. Um durchschnittlich 8,83 Prozent werden die Preise für Fahrten mit Bus und Bahn jetzt teurer.
VRN erhöht Preise für Fahrten mit Bus und Bahn 2023: „Sehr lange beraten“
„Wir haben sehr lange beraten – in diesem besonderen Jahr –, wie mit dem Thema Fahrpreise umzugehen ist“, sagt Christian Volz, Kaufm. Geschäftsführer der rnv und Vorsitzender der Versammlung der Verbundunternehmen. Am Donnerstag (1. Dezember) lädt der VRN zu einer Pressekonferenz im Stadthaus N1 in Mannheim ein. Vornehmlich geht es hier um die Anpassung der Tarife für das Jahr 2023, aber auch das 49-Euro-Ticket, das von Bund und Ländern beschlossen wurde, wird heiß diskutiert.
„Wir haben uns durchgerungen zu einer Tarifanpassung, die deutlich höher ist als in den früheren Jahren“, sagt Volz im Gespräch mit der Presse. Die Gründe dafür sind vielfältig: „Wir haben ein Jahr erlebt mit verrückten Kostensprüngen, -entwicklungen, wir haben rechtliche Forderungen unserer Mitarbeiter“, so der Kaufm. Geschäftsführer der rnv. Energiepreise, Diesel- und Strompreiserhöhungen seien nur einige der vielen Gründe, die zur Tarifsteigerung 2023 beitragen.

VRN erhöht Preise: Die wichtigsten Tarifanpassungen für 2023 auf einen Blick
Konkret bedeutet das, dass bereits ab dem 1. Januar 2023 mit Preiserhöhungen zu rechnen ist. Diese betreffen sowohl Einzelfahrscheine als auch Wochen-, Monats- und Jahreskarten. Die wichtigsten Änderungen im Verbundtarif 2023 auf einen Blick:
- Erhöhung der Einzelfahrscheine zwischen 0,10 Euro und 1,10 Euro, des BC-Tickets zwischen 0,10 Euro und 0,80 Euro sowie der 5-Fahrten-Tickets in allen Preisstufen. Die Kurzstrecken-Tickets erhöhen sich um jeweils 0,10 Euro
- Erhöhung der Tageskarte für eine Person plus Familienkinder zwischen 0,30 Euro und 1 Euro, eine Tageskarte für zwei Personen plus Familienkinder zwischen 0,50 Euro und 1,50 Euro sowie für das Tages-Ticket Gruppe zwischen 0,80 Euro und 2,20 Euro
- Erhöhung des Regeltarifs im Luftlinientarif um 5 Cent auf 1,45 Euro
- Anhebung der Wochen-, Monats- und Jahreskarten in den unterschiedlichen Preisstufen
- Erhöhung des Monatspreises der Karte ab 60 um 4,70 Euro
- Erhöhung des Monatspreises des Job-Tickets I um 4,40 Euro
- Erhöhung des Rhein-Neckar-Tickets um monatlich 9 Euro, des Rhein-Neckar-Ticket Plus um 8,30 Euro, des Rhein-Neckar-Ticket Flex um 4 Euro und des Job-Tickets II um monatlich 9 Euro
- Erhöhung des MAXX-Tickets um monatlich 4,60 Euro
- Erhöhung des SuperMAXX-Tickets um monatlich 7,70 Euro
VRN erhöht Preise: Kritik am 49-Euro-Ticket – „50 Prozent unseres Angebots fallen weg“
„Das sind etwas höhere Preissteigerungen als im Jahr zuvor, aber immer noch unter der Inflationsrate“, konstatiert Kaufm. Geschäftsführer der rnv, Christian Volz. Im vergangenen Jahr hatte der VRN eine Tarif-Reform im Zuge der Corona-Pandemie vorgenommen. „Da war das Thema Homeoffice, beispielsweise, flexible Tickets einführen, Tageskarten umgestalten, Bestpreis im E-Tarif“, erklärt Volz im Gespräch mit der Presse, „diesmal ist es eine Preisanpassung, die sich auch relativ gleichmäßig im Sortiment verteilt“.
Neben den Tarifanpassungen wurde auch das 49-Euro-Ticket im Rahmen der Pressekonferenz des VRN diskutiert. Denn auch dieses wirkt sich maßgeblich auf die Tarifanpassungen im Verkehrsverbund Rhein-Neckar aus. „Uns ist allen bewusst, dass quasi 50 Prozent unseres Angebots mit der Einführung des Deutschlandtickets wegfallen“, erklärt VRN-Geschäftsführer Volkhard Malik im Gespräch mit der Presse. Die Zeitkarten seien weit überwiegend teurer als 49 Euro im Monat. „Die 3 Milliarden Euro, die Bund und Länder zur Verfügung stellen, werden nicht ausreichen“, stellt der VRN-Chef klar, „demnach müssen wir nachschießen“.
49-Euro-Ticket im Verkehrsverbund Rhein-Neckar: „Zeitnah umsetzen“
Und auch Erster Bürgermeister der Stadt Mannheim und Vorsitzender des Zweckverbandes Verkehrsverbund Rhein-Neckar, Christian Specht, findet: „Die von Bund und Ländern bereitgestellten 3 Milliarden Euro werden nicht ausreichen, um dieses Ticket zu finanzieren. Hier liegt ein Milliardenrisiko bei den Kommunen und Unternehmen“. Völlig außer Acht gelassen worden seien dabei auch die zwingend notwendigen Investitionen in den Ausbau des Angebots und der Infrastruktur, „denn mehr Fahrgäste benötigen auch dichtere Trakte, größere Fahrzeuge, neue Linien und mehr Personal“, so Specht.
Wann genau das 49-Euro – alias Deutschlandticket– im Verkehrsverbund Rhein-Neckar umgesetzt wird, ist noch nicht klar. „Aus Sicht der Verkehrsunternehmen und des VRN werden wir mit sehr hohem Arbeits- und Zeitaufwand das Deutschlandticket zeitnah umsetzen und zum Kauf anbieten“, so Christian Volz laut Pressemitteilung. „Allerdings benötigen wir strukturelle Sicherheit, neben den tariflichen Maßnahmen auch das verkehrliche Angebot zu sichern und in der Zukunft weiter ausbauen zu können“. Erst kürzlich hatte die rnv noch dafür geworben, wie einfach der Abo-Wechsel aufs 49-Euro-Ticket funktioniert. (fas/PK/PM)