Bergrettung von 99 Schülern: Lehrer verließen sich auf Wegbeschreibung aus dem Netz
Über 100 Schüler und Lehrer aus der Nähe von Ludwigshafen müssen mit Hubschraubern von einer schwierigen Bergroute in Österreich gerettet werden. Die Strecke war im Netz als einfach beschrieben.
Nach der Rettung von über 100 Schülern und Lehrern aus dem Raum Ludwigshafen aus Bergnot in Österreich warnen der Deutsche Alpenverein (DAV) und die Bergwacht Bayern davor, Tourenbeschreibungen aus dem Internet ungeprüft zu übernehmen. Die Lehrer der in Bergnot geratenen Schüler mussten im österreichischen Kleinwalsertal mit Hubschraubern gerettet werden, nachdem sie eine Route aufgrund von irreführenden Informationen aus dem Netz ausgesucht hatten.
Organisation | Deutscher Alpenverein |
Gründung | 9. Mai 1869 |
Hauptsitz | München |
Schüler und Lehrer in Bergnot: Experten warnen vor Tourenbeschreibungen aus dem Netz
„Leider gibt es auch Tourenbeschreibungen, die ungenau sind und den Anspruch oder die Schwierigkeit einer Route und das Gefahrenpotenzial nicht genau wiedergeben“, sagt Stefan Winter vom DAV der Deutschen Presse-Agentur. „Es gibt zwei große Herausforderungen“, sagte der Sprecher der Bergwacht, Roland Ampenberger: „Verifizierung der Informationen und diese Informationen auf das eigene Vorhaben zu übertragen und den eigenen Fähigkeiten anzupassen.“
Die 99 Jugendlichen im Alter von 12 bis 14 Jahren und acht Lehrer aus dem Raum Ludwigshafen waren am Dienstag im Kleinwalsertal nach Polizeiangaben auf einer für ihre Ausrüstung und Fähigkeiten zu schwierigen Route unterwegs. Die Lehrer hätten die Strecke aufgrund von irreführenden Infos aus dem Internet ausgesucht, wo sie als „klassische Feierabendrunde“ beschrieben worden sei. Die Polizei kündigte an, der Schule den Rettungseinsatz der Schüler mit Hubschraubern im Kleinwalsertal in Rechnung zu stellen.

Bergrettung in Österreich: Lehrer fanden Wanderroute im Internet – „verantwortungslose Einträge“
Tatsächlich handelt es sich bei dem schmalen Heuberggrat, auf dem Schüler und Lehrer aus Rheinland-Pfalz unterwegs waren, um einen teilweise von Kletterpassagen unterbrochenen Weg, „der Schwindelfreiheit, Trittsicherheit sowie Erfahrung im alpinen Gelände erfordert“, wie die Polizei mitteilte. Es gebe immer häufiger solche „äußerst verantwortungslosen Interneteinträge, die zu lebensbedrohlichen Situationen führen“, sagte der Bürgermeister von Mittelberg, Andi Haid.
„Das Schwierige an Beschreibungen im Internet ist, dass nicht bekannt ist, wie erfahren und leistungsstark die Autoren sind“, sagte Winter vom DAV. „So wird ein Profibergsteiger eine mittelschwere Tour als einfach titulieren, während diese Tour für einen Anfänger bereits an seinem persönlichen Limit ist.“ Ampenberger von der Bergwacht empfiehlt zur Vorbereitung die Plattformen der alpinen und der Tourismusverbände.
Vor Bergrettung von Schülern aus Raum Ludwigshafen: Tödliches Wanderunglück im März
Wie die Lehrer der in Österreich geretteten Schulgruppe aus der Nähe von Ludwigshafen lassen sich Wanderer oft aus dem Internet zu Touren inspirieren. Nicht nur der aktuelle Fall zeigt, dass dies auch schief gehen kann. Im März hatte der Tod dreier Wanderer in den bayerischen Alpen eine Diskussion über Wander-Apps ausgelöst.
Die vierköpfiger Wandergruppe hatte sich daran orientiert und die Route geändert. An einer extrem steilen und grasigen Rinne an der Maiwand rutschten ein Paar aus dem Landkreis Regensburg im Alter von 35 und 44 Jahren sowie ein 35-jähriger Mann aus dem Raum Straubing ab und stürzten in den Tod. Am Samstag (4. Juni) war in der selben Region, in der die Schüler in Bergnot gerieten, eine Frau aus Heidelberg beim Wandern im Kleinwalsertal tödlich verunglückt. (kab/dpa)