Markthaus Mannheim in der Corona-Krise: Kurzarbeit & Hoffen auf Spenden
Mannheim – Seit 20 Jahren setzt sich das „Markthaus“ für Behinderte ein und geht dabei insolvent. Die GBG will den Betrieb retten – dann kam die Corona-Krise...
- Das Markthaus Mannheim ist insolvent.
- Im Inklusionsbetrieb arbeiten 100 Personen mit und ohne Behinderungen.
- Tochtergesellschaft der GBG will Markthaus Mannheim übernehmen.
- Wird das „Markthaus“ in Mannheim jetzt gerettet?
Update vom 8. Mai: Das „Markthaus“ Mannheim hat ein turbulentes Jahr hinter sich. Die Insolvenz, die Rettung durch die GBG-Gruppe und dann kam noch die Coronavirus-Pandemie erschwerend hinzu. Auch das Markthaus musste aufgrund der behördlichen Anordnungen schließen und viele Mitarbeiter nach Hause schicken. „So musste vorübergehend Kurzarbeit angemeldet werden und Unternehmensteile ruhten“, erklärt der neue Geschäftsführer Herbert Mrosk, der mit Robin Schwarz die Gesellschaft führt. Doch die neuen Lockerungen sind ein Lichtblick für das Markthaus, denn vom 8. Mai öffnet das Second-Hand-Kaufhaus Stück für Stück. Zunächst wird am 8. Mai die Spendenannahme in Neckarau öffnen. Die Woche darauf, am 15. Mai, öffnet dann das Second-Hand-Kaufhaus für Kunden unter Einhaltung der üblichen Einlass- und Abstandsregeln.
Unweit des Markthaus City rücken demnächst die Abrissbagger an: 220 Millionen Euro will der Heidelberger Projektentwickler „Deutsche Wohnwerte“ auf dem Areal des Collini-Centers investieren. Der Büroturm soll abgerissen und durch vier neu Wohn- und Bürogebäude ersetzt werden.
Mannheim: Den Gläubigern sei Dank: Markthaus vor Insolvenz gerettet
Update vom 1. April: Das „Markthaus“ ist gerettet – zumindest fürs Erste: „Dank eines Kraftakts aller Beteiligten ist es gelungen, das in finanzielle Schieflage geratene größte Inklusionsunternehmen der Metropolregion Rhein-Neckar, die Markthaus – Recycling Kaufhaus Mannheim gGmbH, zu sanieren und die künftige Existenz des Unternehmens zu sichern“, heißt es in einer Pressemitteilung der SZA Schilling, Zutt & Anschütz Rechtsanwaltsgesellschaft, die dem Mannheimer Morgen vorliegt. Am Dienstag (31. März) haben sich alle Gläubiger in einer vom Insolvenzgericht Mannheim anberaumten Versammlung getroffen und auf ihre Forderungen verzichtet.
Neue Gesellschafterin wird die ServiceHaus Service-GmbH, eine Tochtergesellschaft der GBG – Mannheimer Wohnungsbaugesellschaft mbH. Von den insgesamt 100 Arbeitsplätzen sollen 80 erhalten bleiben. Auch die „Markthaus-Filiale“ in Edingen-Neckarhausen bleibt natürlich geöffnet.
GBG will Integrationsbetrieb „Markthaus“ Mannheim aus der Insolvenz retten
Update vom 20. Dezember: Nach einer fünfmonatigen Zitterpartie kann das „Markthaus“ Mannheim endlich Aufatmen. Fünf Tage vor Weihnachten macht die Mannheimer Wohnungsbaugesellschaft GBG den Mitarbeitenden des Markthauses schon jetzt ein Geschenk: Sie will das soziale Kaufhaus aus der Insolvenz retten und komplett übernehmen.

In 20 Jahren Unternehmensgeschichte etablierte sich das Markthaus als Mannheimer Institution und war stets bei Mitarbeitenden und Kunden beliebt. Als Inklusionsbetrieb stellte das Markthaus unter anderem Menschen mit Behinderungen, psychische Handicaps oder Lernschwierigkeiten ein. Insgesamt beschäftigt das Markthaus derzeit 80 Mitarbeitende und betreibt abgesehen vom Secondhand-Kaufhaus in Mannheim-Neckarau weitere Läden in Wallstadt, Weinheim, Friedrichsfeld, Neckarhausen und Lindenfels. Doch im Juli 2019 kommt die Hiobsbotschaft, dass das soziale Kaufhaus in finanziellen Schwierigkeiten steckt und Insolvenz anmelden muss. Seitdem wird der Betrieb des Markthauses von einem Insolvenzverwalter geführt, der unterdessen prüft, was schiefgelaufen ist.
Auch ein Sozialkaufhaus in Ludwigshafen muss schließen, jedoch nicht wegen einer Insolvenz, sondern weil das Gebäude verkauft wird.
Markthaus Mannheim: GBG will das soziale Kaufhaus übernehmen
Auf Anfrage von MANNHEIM24 gibt ein Sprecher der Wohnungsbaugesellschaft bekannt, dass die GBG vom „Konzept des Integrationsbetriebs und den angebotenen Leistungen überzeugt ist“ und deshalb das Markthaus übernehmen will. Zunächst müssten aber Insolvenzverwalter und Gläubiger der Übernahme zustimmen. Frühestens Ende Februar 2020 könnte die GBG dann die Markthaus Mannheim gGmbH in die eigene Unternehmensgruppe integrieren. Natürlich hätte der Erhalt von Arbeitsplätzen eine hohe Priorität für die GBG, dennoch würde der erste Schritt bei erfolgreicher Übernahme eine „Konsolidierung“ des Betriebs sein. Ob eine solche Konsolidierung mit Filialschließungen oder Entlassung einhergehen würde, kann die GBG zu diesem Zeitpunkt noch nicht sagen. Allerdings macht die GBG schon jetzt klar, dass sie „keinen Sparkurs“ fahren wolle, sie aber dennoch Schritte einleiten würde, um den dauerhaften Weiterbetrieb zu gewährleisten.
Markthaus Mannheim: Inklusionsbetrieb und Secondhand-Kaufhaus insolvent
Update vom 19. Juli: Diese Woche finden die ersten Gespräche zwischen Markthaus und Insolvenzverwalter statt. Auf Anfrage von MANNHEIM24 äußern sich jetzt auch die anderen politischen Parteien über die Insolvenz des Markthauses – und eines haben alle gemeinsam: niemand will, dass das Markthaus schließt. Für Stadtrat Chris Rihm von der CDU erfüllt das Markthaus „einen großartigen gesellschaftspolitischen Beitrag“ und er hofft, dass der Betrieb gesichert werden kann. Allerdings findet Rihm, dass die Insolvenz auch Konsequenzen haben muss: Wurde hier schlecht gewirtschaftet? Wer hat dies zu verantworten? In der Tat wurde der ehemalige Geschäftsführer Thomas Weichert vor nicht all zu langer Zeit von Sabine Neuber abgelöst. Ob dies mit der Insolvenz zusammenhängt, bleibt zu diesem Zeitpunkt Spekulation.
Auch die Grünen Stadträtin Elke Zimmer steht voll und ganz hinter dem Markthaus. Für sie hat der Erhalt der inklusiven Arbeitsplätze „oberste Priorität“. Auch Zimmer möchte wissen, wie es zu dem finanziellen Ruin der sozialen Institution kommen konnte – für sie ist es allerdings zu früh, um die Faktoren zu erkennen.
Auf die Frage wie denn die Stadt auf die Insolvenz reagieren könne, antworten beide Politiker entsprechend vage. So möchten die Grünen, dass die Stadt den „Prozess konstruktiv begleitet und ein neues tragfähiges Konzept unterstützt.“ Ob dabei Fördergelder vonseiten der Stadt rausspringen, lassen sie offen.
Update vom 16. Juli: Das „Markthaus“ Mannheim ist insolvent – so viel ist seit dem Wochenende bekannt. Jetzt werden die ersten Stimmen laut, die den sozialen Inklusionsbetrieb retten wollen, so wie Dr. Stefan Fulst-Blei. Für den SPD-Landtagsabgeordneten ist das Markthaus „zu wertvoll, um zu sterben!“ Denn hier hätten „Beschäftigte mit Einschränkungen ein würdevolles Auskommen“, was letztlich die gesamte Kommune stabilisiert. Deshalb fordert der Sozialdemokrat, dass die Stadt prüfen soll, ob sie einen Unterstützungsfond zur Rettung des Markthauses einrichten könne – es gehe schließlich um „eine Art der Daseinsfürsorge“. Es sei verständlich, dass gemeinnützige Unternehmen nicht immer über genügend finanzielle Mittel verfügen, um in der heutigen Marktwirtschaft zu überleben: „Letztendlich geht es hier um eine Liquiditätskrise und nicht um Überschuldung“, so Fulst-Blei.
Markthaus Mannheim meldet Insolvenz an
Für viele Mannheimer ist das Secondhand-Kaufhaus „Markthaus“ in Mannheim ein wahrer Segen, denn hier kann man günstig, individuell und nachhaltig einkaufen – und das für einen guten Zweck. Seit über 20 Jahren gibt es das Markthaus in der Floßwörthstraße in Mannheim-Neckarau, das mittlerweile über 115 Mitarbeiter mit und ohne Behinderungen beschäftigt. Doch im Juli 2019 kommt die schockierende Nachricht: Das Markthaus in Mannheim muss Insolvenz anmelden! Auf Anfrage von MANNHEIM24 bestätigt dies ein Mitarbeiter von „Markthaus“ Mannheim – auch im Dortmunder Insolvenz-Versteigerungskalendar wird das Markthaus Mannheim aufgelistet. Wie es dazu kommt, dass das soziale Kaufhaus in Mannheim pleite geht, ist zum derzeitigen Zeitpunkt nicht bekannt.
Eine „Markthaus“-Mitarbeiterin erzählt gegenüber MANNHEIM24, dass sie und ihre Kollegen in Mannheim am 4. Juli über die Insolvenz informiert worden sind. Was die Insolvenz jedoch für die Mitarbeiter bedeutet, soll bisher jedoch nicht klar kommuniziert worden sein.
Abgesehen vom Secondhand-Kaufhaus in Mannheim-Neckarau betreibt das Markthaus auch weitere Läden in Wallstadt, Weinheim, Friedrichsfeld, Neckarhausen und Lindenfels.
Mannheim: Markthaus gemeinnützige GmbH meldet Insolvenz an
Als staatlich anerkannter Inklusionsbetrieb beschäftigt Markthaus unter anderem Menschen mit Behinderungen, psychische Handicaps oder Lernschwierigkeiten – wie es für ihre Mitarbeiter nach der Insolvenz weitergeht, ist noch nicht geklärt.
Ob Möbel, Klamotten oder Bücher: Im Markthaus Mannheim werden gespendete Waren kostengünstig verkauft und die dadurch erzielten Gewinne kommen der gemeinnützigen GmbH zu gute. Aber auch in der Nahversorgung mit Lebensmitteln spielt Marktkauf in der Region eine wichtige Rolle ganz nach dem Motto „Sozial. Nah. Frisch.“ Besonders für ältere Menschen oder Familien mit Kindern, die in ihrer Mobilität eingeschränkt sind, sind Markthaus Lebensmittelläden eine große Erleichterung.
Mannheim: Schließt das Secondhand-Kaufhaus „Markthaus“ bald seine Pforten?
In den vergangenen Jahren hat sich das Markthaus Mannheim aus den verkauften Sachspenden, aber auch aus Fördermitteln und Geldspenden, finanziert. Woran es jetzt hapert, kann auf Anfrage von MANNHEIM24 nicht geklärt werden.
Auch in Heidelberg gibt es ein Laden mit einem ähnlichen Konzept: Im „Recyclingkaufhaus“ kann man nach Herzenslust shoppen und die Preise richten sich dann nach den Käufern! Wer weniger hat, muss weniger zahlen.
mw