Grausamkeiten und Völkermord: Grüne fordern Änderung von Mannheimer Straßennamen

Mannheim-Rheinau - Ihre Namen stehen für unbeschreibliche Verbrechen zur Zeit der deutschen Kolonialzeit – deswegen könnten mehrere Straßen in Mannheim schon bald umbenannt werden.
Leider keinen rühmlichen Hintergrund hat es meist, wenn der Name einer Straße geändert wird. Im Zuge der Rückgabe von Beutekunst aus der afrikanischen Kolonialzeit werden auch drei fragliche Straßennamen in Mannheim untersucht.
Schon im November 2018 wird auf Initiative der baden-württembergischen Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kunst, Theresia Bauer (Grüne), durch die grün-schwarze Landesregierung, die Rückgabe einer Bibel und einer Peitsche nach Namibia beschlossen.
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Mannheimer Gemeinderat der Grünen beschließt Überprüfung von Straßennamen und Beutekunst
Hintergrund: Deutschland ist zwischen 1884 und 1918 eine der großen Kolonialmächte in Afrika. Außer Unterdrückung durch Zwangsarbeit, Verschleppung und Enteignung kam es in der Kaiserzeit zum Mord an hunderttausenden Menschen.
Erschreckend: Bis heute stehen die Namen mehrerer Kolonialisten noch in der Quadratestadt auf Straßenschildern – zu deren Ehrung.
Am 11. März 2019 stellt der Gemeinderartsfraktion der Grünen zwei Anträge, dieses schlimme Erbe in den Straßen und auf geraubte Beutekunst in den Museen hin zu untersuchen.
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Grünen-Stadtrat Fontagnier unterstützt Anträge auf Umbenennung
Statdtrat Gerhard Fontagnier, der sich mit der Aufarbeitung befasst, zu MANNHEIM24: „Viele der Personen sind uns lange als Afrika-‚Forscher‘ verkauft worden. Aber mann muss nur einmal auf Google nachlesen, dann erfährt man, dass da noch mehr gewesen ist!“
Zuerst wird das MARCHIVUM, das Mannheimer Achiv, damit beauftragt, die Straßennamen zu überprüfen, dann die Museen angefragt, ob es schon eine Rückgabeanforderung gibt.

2011 wird die Carl-Peters Straße, deren Namensgeber eng mit Rassismus und dem Nationalsozialismus verbunden ist, in Wilhelm-Peters-Straße umbenannt.
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Begründung der Grünen in ihrem Antrag: „Die Aufarbeitung der deutschen Kolonialgeschichte hinkt weit hinterher. Auch in Mannheim gibt es noch Straßennamen, die damit in Zusammenhang zu bringen sind. Es ist höchste Zeit, sich damit auseinander zu setzen und die Konsequenzen zu ziehen!“
Die schwerwiegenden Straßennamen in Mannheim-Rheinau sind folgende:
Lüderitzstraße
- Adolf Lüderitz (16. Juli 1834 - 24. Oktober 1886) auch als „Lügenfritz“ bekannt, erwirbt durch üble Täuschung eine große Bucht, später „Lüderitzland“. Er lässt offen, ob es sich um deutsche Meilen zu ca. 7,5 km oder die kürzeren englischen Meilen zu ca. 1,6 km handelt

Gustav Nachtigal Straße:
- Gustav Nachtigal (23. Februar 1834 - 20. April 1885) wird im Jahre 1884 zum Reichskommissar für Deutsch-Westafrika ernannt. Im selben Jahr beglaubigt er die teilweise betrügerisch erworbenen Rechte und Landerwerbungen der Firma Lüderitz im heutigen Namibia („Lüderitzland“)
Leutwein Straße:
- Theodor Gotthilf Leutwein aus Strümpfelbrunn bei Mosbach (9. Mai 1849 - 13. April 1921) erhält 1896 die Ernennung zum ersten Gouverneur von Deutsch-Südwestafrika. Beteiligt an der fast vollständigen Ausrottung der Volksgruppe ‚Herero‘.
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