Uniper-Rettung: Bund könnte Mehrheit an Unternehmen übernehmen
Der Energieversorger Uniper hat immer noch mit den enorm hohen Gaspreisen zu kämpfen. Jetzt könnte der Bund mit einer Mehrheitsbeteiligung helfen.
Berlin – Mit den steigenden Gaspreisen ist der Energieversorger Uniper ins Wanken geraten. Im Juli hatten sich die Bundesregierung und der angeschlagene Energiekonzern sowie dessen finnische Mutter Fortum auf ein milliardenschweres Rettungspaket geeinigt, das auch den Einstieg des Bundes vorsieht. Fortum hält bisher gut drei Viertel der Uniper-Anteile.
Uniper: Zur Rettung könnte der Bund die Mehrheit übernehmen
Um das Unternehmen weiter zu stabilisieren, ist jetzt ein verstärktes Engagement des Bundes im Gespräch. Aufgrund der gestiegenen Unsicherheiten prüfen die Beteiligten „eine direkte Kapitalerhöhung, die zu einer signifikanten Mehrheitsbeteiligung des Bundes an Uniper führen würde“, wie Uniper am Mittwoch in einer Börsenmitteilung bekannt gab. Es seien aber noch keine Entscheidungen über das Stabilisierungspaket vom Juli hinaus getroffen worden.
„Seit der Unterzeichnung der Stabilisierungsvereinbarung hat sich die europäische Energiekrise weiter verschärft, da derzeit keine russischen Gasmengen durch Nord Stream 1 geliefert werden und sowohl die Gas- als auch die Strompreise sehr hoch und volatil sind“, erklärte Uniper. „Infolgedessen haben sich seit Juli die finanziellen Verluste von Uniper aufgrund der höheren Gasbeschaffungskosten deutlich erhöht.“ Das Umfeld und die finanzielle Situation würden in den Gesprächen über eine langfristige Lösung berücksichtigt.
Der Vorsitzende des Uniper-Konzernbetriebsrats, Harald Seegatz, würde es begrüßen, wenn die Bundesregierung tatsächlich mit einer Mehrheit einsteigen würde: „Das wäre der richtige Schritt, um das Unternehmen zu stabilisieren“, sagte er der Rheinischen Post. Uniper sei mit seinen rund 5000 Beschäftigten allein in Deutschland für die Energieversorgung systemrelevant und benötige dauerhafte Unterstützung. „Deutschland braucht Uniper, und Uniper braucht den Staat.“ Arbeitnehmervertreter hatten bereits in einem Schreiben an die Bundesregierung um eine Mehrheitsübernahme gebeten.
Gas-Krise: Russlands Lieferstopp setzt Versorgern zu
Russland hat die Gaslieferungen nach Deutschland in den vergangenen Monaten immer weiter zurückgefahren, wodurch Uniper in Schieflage geraten ist. Über die Leitung Nord Stream 1 kommt nach Wartungsarbeiten und einem angeblichen technischen Defekt seit vergangener Woche überhaupt kein Gas mehr. Ersatz wird nun aus anderen Quellen beschafft, um die Gasspeicher für den Winter zu füllen und Industriebetriebe, Kraftwerke und Haushalte mit dem Brennstoff zu versorgen. Die Gaspreise sind wegen des knappen Angebots und der hohen Nachfrage drastisch gestiegen.
Dies war ein Grund für die von Habeck geplante Gas-Umlage, die ab Oktober gelten und dann mit 2,4 Cent je Kilowattstunde allen Gasverbrauchern in Rechnung gestellt werden soll. (ph/dpa)