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Nach harter Kritik an BASF – Vorstand verteidigt Milliarden-Investitionen in China

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Von: Peter Kiefer

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Ludwigshafen - Derzeit gibt es viel Kritik an der Geschäftspolitik von Chemie-Riese BASF. Jetzt verteidigt Finanzvorstand Engel die Milliarden-Investitionen in China:

Für Chemie-Riese BASF hagelt es aufgrund ihrer milliardenschweren Investitionen in China massive Kritik, weil der Konzern auf der anderen Seite einen harten Sparkurs fährt, der auch Stellenkürzungen nicht auszuschließen scheint. Für EU-Parlementarier Reinhard Bütikofer (Grüne) sind die China-Geschäfte der BASF sogar geradezu „halsbrecherisch“.

„40 Prozent des globalen Chemiemarkts in China“ – BASF rechtfertigt Fernost-Geschäfte

Der scheidende BASF-Finanzchef Hans-Ulrich Engel, dessen Mandat mit der Hauptversammlung 2023 ausläuft, hat die Milliarden-Investitionen des Chemiekonzerns in China als notwendig für die Entwicklung des Unternehmens bezeichnet: „China repräsentiert schon heute mehr als 40 Prozent des globalen Chemiemarkts und bleibt in dieser Dekade der größte Wachstumsmarkt in der Chemie“, so Engel im Gespräch mit den Nachrichtenagenturen dpa-AFX und dpa.

Bis 2030 sollen Experten zufolge zwei Drittel des Wachstums in der Chemie aus China kommen. „BASF hat entschieden, an dem Wachstumsmarkt zu partizipieren.“ Derzeit steuere China 15 Prozent zum Konzernumsatz bei. „Wir sind als weltweiter Spieler in China unterrepräsentiert.“

Hans-Ulrich Engel, Finanzvorstand des Chemiekonzerns BASF, spricht in der Konzernzentrale bei der Bilanzpressekonferenz des Chemiekonzerns BASF. (Archivfoto)
Hans-Ulrich Engel, Finanzvorstand des Chemiekonzerns BASF, spricht in der Konzernzentrale bei der Bilanzpressekonferenz des Chemiekonzerns BASF. (Archivfoto) © Uwe Anspach/picture alliance/dpa

China steht im Westen wegen Menschenrechtsverletzungen, des Säbelrasselns gegenüber Taiwan und des forscheren außenpolitischen Auftretens in der Kritik. Der BASF mit Hauptsitz in Ludwigshafen seien die Risiken bewusst, sagte Engel. „Risikoabwägung und Risikoeinschätzung zu betreiben, ist Teil des Entscheidungsprozesses. Dann stellt sich die Frage, ob das Wohl und Wehe der BASF von einer solchen Investition abhängt. Die Antwort ist: Nein, tut es nicht.“

BASF baut neuen Verbundstandort in China

Auch im schlechtesten Szenario, dass man die Anlagen etwa wegen Sanktionen nicht nutzen könne, würde dies BASF „nicht unter Wasser bringen“, sagte Engel. „Falls China isoliert werden würde, zum Beispiel wegen eines Angriffs auf Taiwan, bekommen wir weltwirtschaftlich allerdings ein ganz anderes Szenario – in einer Dimension, die ich mir nicht ausmalen möchte.“

In der Provinz Guangdong baut die BASF gerade einen riesigen neuen Verbund-Standort – es soll der drittgrößte des Unternehmens werden und bereits der zweite dieser Art in China. Dafür investiert BASF rund zehn Milliarden Euro bis 2030.
Was Europa angehe, sehe der BASF-Fünfjahresplan für Kapitalinvestitionen vor, dass der prozentuale Anteil in Europa geringer ausfallen werde als in den fünf Jahren zuvor, sagte Engel.

Bundesgarantie sichert BASF gegen politische Risiken ab

„Das hängt auch mit der großen Investition in China zusammen. Wenn der Vorteil günstigerer Energiepreise entfällt, macht das Europa als Investitionsstandort in Summe weniger wettbewerbsfähig.“ Dem Finanzchef zufolge nimmt BASF für einige Länder Bundesgarantien als Schutz für Investitionen in Anspruch. Die Gewährung einer Bundesgarantie habe jedoch letztlich keine Auswirkungen auf eine Investitionsentscheidung. „Wenn wir zum Ergebnis kommen, dass eine Investition wirtschaftlich gerechtfertigt ist, werden wir die Entscheidungen nicht von der Frage abhängig machen, ob es eine Bundesgarantie gibt oder nicht“, fügte Engel hinzu.

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Mit Bundesgarantien können Unternehmen Investitionen in Schwellen- und Entwicklungsländern gegen politische Risiken absichern, etwa gegen Enteignungen oder Kapital- und Transferbeschränkungen. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) will auch als Lehre aus dem russischen Angriff auf die Ukraine einen neuen China-Kurs einschlagen. Die Bundesregierung will unter anderem milliardenschwere deutsche Auslandsinvestitionen verstärkt in Märkte abseits von China lenken – etwa mit dem Instrument von Investitionsgarantien. (dpa/pek)

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