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„Sah die Menschen am Boden liegen“: Zeugen erzählen bei Trauermarsch von Bluttat von Oggersheim

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Von: Madlen Trefzer

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Ludwigshafen - Fünf Tage nach der schrecklichen Messerattacke veranstalten Ludwigshafener in Oggersheim einen Gedenkzug für die Opfer der Bluttat.

Bis zu 1.200 Trauernde versammeln sich am Sonntag (23. Oktober) in Ludwigshafen-Oggersheim, um bei einem Traueraufzug der Opfer zu gedenken, die bei der schrecklichen Bluttat am Dienstag attackiert wurden. Die Menschen sind voller Betroffenheit, Trauer und letztlich Wut. LUDWIGSHAFEN24 kommt mit Teilnehmern des Trauermarschs ins Gespräch. In das Gedächtnis der Teilnehmer haben sich Bilder der Unmenschlichkeit eingebrannt.

Trauer und Angst herrschen nach der Messerattacke über Oggersheim

„Ich war kurz nach der Tat vor Ort und sah die Menschen noch am Boden liegen“, erinnert sich Eilen Kapucu. Sie blickt zu Boden und fügt hinzu: „Meine Freundin hat ihren Bruder verloren.“ Ganz Oggersheim habe sich nach der Messerattacke verändert. „Seit der Bluttat haben wir Angst, uns in der Gegend aufzuhalten“, bestätigt eine Trauernde. „Der Rossmann befindet sich auf dem Heimweg unserer Kinder… Es ist einfach unheimlich.“

An der verschlossenen Eingangstür des Drogeriemarkts lehnt ein Mann, während seine Tränen über das ganze Gesicht laufen. Leise flüstert er etwas vor sich hin und schüttelt den Kopf. Der Ort ist erfüllt mit Trauer und Fassungslosigkeit. „So etwas habe ich noch nie erlebt“, sagt Herr Ohmer in einem Gespräch mit LUDWIGSHAFEN24. „Es tut einfach nur weh“, fügt er hinzu und blickt auf die vielen Blumen und Grabkerzen, die die Anwohner des Stadtteils für die Opfer aufgestellt haben.

„Du bist unser Held“ – Oggersheim trauert um die Opfer der Messerattacke

In Ludwigshafen türmt sich auch eine große Unsicherheit auf. Die Trauernden sind sehr mitgenommen. Besonders schwer zu verkraften scheint der Tod des 20-Jährigen zu sein. „20 Jahre alt… Es hätte auch einen meiner Söhne treffen können“, sagt ein Familienvater, während er auf das Porträt des Verstorbenen blickt. Unterhalb des Fotos liegt ein Zettel, wie von Kinderhand geschrieben: „Ich hoffe der Täter bekommt seine gerechte Strafe.“

„Ich bin in Gedanken bei den Verstorbenen jungen Menschen; es trifft mich sehr. Vor allem, dass der 35-Jährige denselben Beruf hatte wie ich – er war Malermeister“, trauert Herr Max. An der Gedenkstätte des Verstorbenen steht ebenfalls ein Bilderrahmen mit einem Porträt darin. „Du bist unser Held“ steht darauf geschrieben. Schließlich war er es, der während der schrecklichen Bluttat versucht hat, Zivilcourage zu leisten. Vor Ort steht auch Nadine, die Schwester des 27-jährigen Opfers, der die Tat überlebt hat. Noch könne er sich an nichts erinnern, doch Nadine kann es kaum abwarten, ihren Bruder am Montag (24. Oktober) erstmals im Krankenhaus zu besuchen.

Trauerzug am Sonntag in Ludwigshafen-Oggersheim.
Anwohner Oggersheims organisieren am Sonntag (23. Oktober 2022) einen Trauerzug. Sie gedenken der Opfer einer brutalen Messerattacke. © Madlen Trefzer/LUDWIGSHAFEN24

LUDWIGSHAFEN24 trifft auf einen 23-Jährigen, der die schreckliche Tat von Oggersheim hautnah miterlebt

Wir treffen auch auf Kelvin, einen jungen Mann, der die ganze Tat mit ansehen musste. „Meine Freundin und ich standen dort drüben an diesem Stein“, er deutet entlang der Philipp-Scheidemann-Straße. Seine Freundin habe seither furchtbare Angst und könne nicht einmal mehr alleine mit dem Hund raus. „Der Täter rannte direkt an ihr vorbei, während er die Taten vollzog. Danach platzierte er die abgetrennte Hand des einen Opfers in dem Haus, in dem sie wohnt.“ Der 23-jährige Kelvin aus Albanien hat eine wichtige Botschaft: „Es war der eine Mensch, der diese grausame Tat begangen hat und nicht ,die’ Menschen mit Migrationshintergrund.“ 

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Der Traueraufzug hätte laut Eilen Kapucu gar nicht stattfinden sollen. „Uns wurde gesagt, dass zu wenig Sicherheitsleute zur Verfügung stünden.“ Daraufhin ergriffen die Anwohner und auch der Rocker-Club „Gremium Black Area“ die Initiative und stellten zahlreiche Sicherheitskräfte zur Verfügung, um die Polizei beim Trauerzug zu unterstützen. (mad)

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