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„Rassistische Tat gegen Deutsche“: Fremdenhass bei Trauermarsch in Ludwigshafen

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Von: Madlen Trefzer

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Ludwigshafen-Oggersheim - Nach dem Doppelmord organisieren Anwohner des Stadtteils einen Trauerzug. Unter den Teilnehmern wollen Rechtsextreme Stimmung machen.

Mit einem Trauermarsch gedenken am Sonntagmittag (23. Oktober) Angehörige und Nachbarn der beiden Opfer der Oggersheimer Bluttat. Nach Angaben der Polizei liefen bis zu 1.200 Menschen still und ungestört vom Tatort in der Philipp-Scheidemann-Straße zur Ladenzeile in der Comeniusstraße. Zu gewissen Spannungen unter den Trauernden kam es jedoch – und die Verunsicherung, Entmutigung und auch die Wut mancher Bürger wächst.

„Die Polizei muss härter durchgreifen“, sagt ein AfDler beim Oggersheimer Trauerzug

Einige Menschen sind der Überzeugung, es handle sich bei der Bluttat von Oggersheim um ein Verbrechen aus Hass. „Ich habe von mehreren Teilnehmern des Trauerzugs gehört, dass der Täter aus Somalia das Opfer gefragt hat, ob es deutsch sei. Erst als die Frage bejaht wurde, soll er zugestochen haben“, äußert ein besorgter Bürger. Die Pressestelle der Polizei kann diese Behauptung auf LUDWIGSHAFEN24-Anfrage aktuell jedoch nicht bestätigen.

„Die Polizei muss härter durchgreifen. Der Somalier war schon polizeibekannt. Sie hätten die Tat durch Abschiebungen verhindern können. Es handelt sich um eine rassistische Tat, wenn es gegen Deutsche geht“, sagt ein Bundespolizist außerhalb des Dienstes, der zum Frauenbündnis Kandel und der AfD gehört. Das Bündnis, das seit dem Mord der 15-jährigen Mia in Kandel besteht, gilt als Sammelbecken von Menschen mit rechtsextremem Gedankengut.

An einer der Andachtsstellen werden Menschen mit Migrationshintergrund konfrontiert

Am Tatort in der Philipp-Scheidemann-Straße trauern auch zwei junge Männer aus Albanien. Die beiden werden von den um die Andachtsstelle Stehenden sogleich als Menschen mit Migrationshintergrund erkannt und diesbezüglich verbal konfrontiert. Ralf Bühler, ehemaliger AfDler und rechter Demoaktivist, wirft den beiden Männern vor, dass die Situation in Ludwigshafen sich in den vergangenen Jahren immer weiter zugespitzt habe. Zurückzuführen sei dies auf „ihresgleichen“.

Kelvin (23), einer der beiden jungen Männer, hat die Tat in der Philipp-Scheidemann-Straße hautnah miterleben müssen. Seine Freundin auch – seither sei sie völlig verängstigt und aufgelöst. Kelvin spricht eine wichtige Botschaft aus: „Es war der eine Mensch, der diese grausame Tat begangen hat und nicht ,die’ Menschen mit Migrationshintergrund.“ Vor Ort beteuern die Anwohner, dass es mit Ludwigshafen seit der Flüchtlingswelle 2015/2016 „den Bach unter“ geht.

Menschen in Oggersheim sind nach der Bluttat verunsichert und wütend

Auch die Rheinpfalz berichtet über ähnliche Eindrücke: „Was wäre gewesen, wenn hier ein Deutscher drei Somalier umgebracht hätte?“ Diese Frage sei von der Zeitung in mehr als einem Gesprächsfetzen aufgeschnappt worden. Darauf hat der Bundespolizist, der der AfD angehört, eine klare Antwort: „Hätte es einen Ausländer getroffen, würde die Trauer viel größer ausfallen und die Tat würde nie in Vergessenheit geraten.“

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Viele Bürger sind auch darüber verärgert, dass kein Lokalpolitiker am Trauermarsch teilgenommen hat. In einem Leserbrief, der uns erreicht, steht: „Wir sind […] sehr enttäuscht, dass weder die Landesregierung noch die Ludwigshafener Stadtspitze präsent waren. Warum waren weder die Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD), noch die Oberbürgermeisterin Jutta Steinruck (SPD) vor Ort und haben keine Reden gehalten?“ – eine Anwohnerin scheint die Antwort darauf zu kennen. „Die Politiker waren nicht präsent, weil der Trauerzug von privaten Personen organisiert wurde und nicht von der Stadt Ludwigshafen.“ (mad)

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