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Nach Bluttat in Oggersheim: Emotionale Andacht für Jonas (†20), Sascha (†35) und Marcel (27)

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Von: Madlen Trefzer

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Ludwigshafen-Oggersheim: Rund 200 Menschen versammeln sich in der Christ König Kirche, um eine Kerze für die Opfer der Messerattacke von Oggersheim aufzustellen.

Vor genau einer Woche werden drei Männer in Oggersheim von einem 25-Jährigen mit einem Küchenmesser angegriffen. Sascha (†35) und Jonas (†20) sterben. Der dritte Mann, Marcel (27), überlebt schwer verletzt und befindet sich nach Angaben seiner Schwester erinnerungslos in einem Krankenhaus. Das Motiv des Verbrechens bleibt weiterhin ungeklärt und die Menschen in Ludwigshafen bleiben zutiefst erschüttert zurück. 

Eine Woche nach der Bluttat: Gedenkandacht in der Christ König Kirche in Oggersheim

Der Trauermarsch am Sonntag kann den überwältigenden Schmerz der Anwohner Oggersheims teilweise wiedergeben. Eine Woche nach der Bluttat findet eine Gedenkandacht in der Christ König Kirche statt. Die evangelische Pfarrerin Kerstin Bartels hat sie mit dem katholischen Pfarrer in der Christ König Kirche in Oggersheim vorbereitet. Die Andacht beginnt um 12:20 Uhr mit einem Glockenläuten im gesamten Ort – die gleiche Uhrzeit, zu der am Tag der Tat der erste Notruf einging.

Der Gottesdienst wird interreligiös gehalten. „Damit wollen wir ein Zeichen setzen für ein friedliches Miteinander“, sagt Bartels. Durch die Kirchenräume hallt ihre Stimme: „Die Gewalttat, die so viel zerstört hat, darf unsere Nächstenliebe nicht zerstören.“ Die Andacht verläuft friedlich und ohne Zwischenfälle. Beim Trauermarsch am vergangenen Wochenende kam es jedoch zu rassistischen Äußerungen seitens der Rechtsradikalen.

Andacht in Oggersheim: Opfer Jonas (†20) wurde in der gleichen Kirche getauft

„Manchmal zerreißt eine Sehne mitten im Sprung, die Kraft, die uns getragen hat, lässt uns fallen und wir wissen nicht warum. Manchmal versagt unsere Stimme mitten im Lied, noch schwingt die Ahnung von einem Ton in unseren Herzen, zitternd, weil sich die Vollendung verweigert und wir wissen nicht warum“, liest Kerstin Bartels. Die Geistlichen machen den Trauergästen Hoffnung: „All das Gute, das von Jonas und Sascha hervorging, wird auf Ewig weiterleben.“

In den ersten Reihen sitzen die Eltern von Jonas. Nach und nach kommen die Trauernden zu ihnen und sprechen ihr unendliches Mitgefühl aus. Jonas’ Vater, nimmt eine Besucherin fest in seine Arme und wischt ihr die Tränen aus dem Gesicht. Heute hat er die Taufkerze seines ermordeten Sohnes dabei. Sie brennt während der Andacht neben dem Taufbecken, indem der Junge zu Beginn seines Lebens getauft wurde. 

Vater findet seinen eigenen Sohn kurz nach der Messerattacke tot vor

„Ich will schreien, doch die Worte bleiben mir im Halse stecken“, liest die muslimische Seelsorgerin und Ärztin bei der Andacht. So ergeht es vielen Anwesenden. Zwischen den Bänken ist hie und da ein leises Flüstern zu hören: „Unvorstellbar“. Unvorstellbar bleibt auch der Schmerz von Jonas‘ Vater. Er ist derjenige, der seinen eigenen Sohn und auch seinen besten Freund tot am Tatort vorfindet – noch bevor die Polizei eintrifft.

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„Ich hab versucht herauszufinden, ob sie noch leben und das Leben war aus ihnen raus“, erklärt er in einem Interview mit dem SWR. Zu den rassistischen Äußerungen nach der Tat sagt er, dass Ausländer nicht „alle über einen Kamm geschert“ werden dürfen: „Das hätte auch ein Deutscher machen können“. Unter den Trauergästen ist auch Oberbürgermeisterin Jutta Steinruck – sie stehe in engem Kontakt zu den Angehörigen, heißt es in einer Pressemitteilung. Vor Ort macht sich ihre Anteilnahme am Geschehen deutlich bemerkbar. (mad)

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