Der quirlige Hemshof gilt als „Altstadt“ Ludwigshafens. Er ist seit den 60ern ein spannender Schmelztiegel unterschiedlichster Kulturen – und längst ‚Szene-Viertel‘.
Auch der Hemshof, wie der Stadtteil Nord auch genannt wird, ist im Jahr 771 bereits früh beim Kloster Lorsch urkundlich belegt – als „Hamingesheim“ („Heim des Haming“).
Durch ihre Lage in einer Rheinaue wurde die alte Siedlung immer wieder überschwemmt, weshalb sich das große Hofgut nie zu einem Dorf entfaltete. Gemeinsam mit dem Ankerhof, der Gräfenau und dem Rohrlacherhof wurde der Hemshof nach der Gründung Ludwigshafens (1853) an die neue Gemeinde übertragen.
Als die Gemarkung wegen der Ansiedlung von Chemie-Riese BASF (1865) schnell ‚aus allen Nähten platzt‘, wird am nördlichen Rand ab 1872 eine BASF-Siedlung hochgezogen, die sich bis zum Ersten Weltkrieg zum dicht besiedelten Wohnbezirk Hemshof entwickelt. Außer in der Prinzregentenstraße, wo sich ‚Besserverdiener’ wie etwa Chemiker niederließen, boten die Wohnungen nur wenig Komfort.
Die Bevölkerungszahl explodierte zwischen 1880 und 1910 von 5.826 auf fast 31.000 Einwohner. Infrastrukturell reagierte man auf die steigende Einwohnerzahl mit der Eröffnung des städtischen Krankenhauses (1892) und der Goetheschule (1896).
Der Freiraum zwischen dem Hemshof und Friesenheim wurde nach dem Krieg von Stadt und BASF genutzt, um ‚gehobenere‘ Wohnungen zu errichten. Bis heute grüne Lunge und beliebtes Naherholungsgebiet ist seit 1925 der Ebertpark.
Im Zweiten Weltkrieg wurden rund 25 Prozent der Wohnungen im Hemshof zerbombt. Doch auch die nicht zerstörten Häuser mussten dringend saniert werden. Durch die Nähe zur BASF ließen sich dort in den 50er Jahren tausende Gastarbeiter nieder: aus Italien, Griechenland, Ex-Jugoslawien und der Türkei – wobei der türkische Anteil der heute 17.300 Einwohner über 40 Prozent beträgt.
Nach der jahrzehntelangen Sanierung seit den 70ern hat sich der Stadtteil Nord dank begrünter Höfe, modernisierter Altbauten, Parks, Theaterbühnen sowie vieler Cafés zum ‚Szene-Viertel’ gemausert. Sein ganz spezielles Flair verdankt der quirlige Hemshof seinem Ausländeranteil von rund 45 Prozent.