Wegen Coronavirus: Trauerfeier für Alt-OB Dr. Werner Ludwig (†93) verschoben

Ludwigshafen - Die Trauerfeier für den verstorbenen Alt-OB Dr. Werner Ludwig wird wegen der anhaltenden Verbreitung des Coronavirus verschoben.
- Trauer in Ludwigshafen: Ehemaliger Oberbürgermeister Dr. Werner Ludwig gestorben.
- Jutta Steinruck erinnert sich an sein Leben und seine Verdienste.
- Dr. Werner Ludwig ist am 25. Februar im Alter von 93 Jahren gestorben.
- Trauerfeier für Alt-OB wird wegen Coronavirus verschoben.
Update von 4. März: Zur geplanten öffentlichen Trauerfeier für den ehemaligen Oberbürgermeister Dr. Werner Ludwig im Pfalzbau wurden über 1.000 Menschen erwartet. Nun hat die Stadt beschlossen, die für Sonntag (8. März) geplante Trauerfeier zu verschieben. Grund sei die weiter anhaltende Verbreitung des Coronavirus in der Region. „Die Würdigung des Verstorbenen und seiner Leistungen für die Stadt soll zu einem späteren Zeitpunkt nachgeholt werden“, heißt es in einer Mitteilung vom Mittwochabend. Die Entscheidung hätte Oberbürgermeisterin Jutta Steinruck am Nachmittag in Abstimmung mit dem zuständigen Gesundheitsamt getroffen.
In Ludwigshafen gibt es zwar noch keinen nachgewiesenen Fall des Coronavirus, jedoch warnt das Robert-Koch-Institut, dass Großveranstaltungen dazu beitragen können, dass sich das Virus schneller verbreitet. Die OB von Ludwigshafen sehe „keinen anderen Weg, weil wir jede Gesundheitsgefährdung für die Gäste der Feier sowie der Öffentlichkeit ausschließen wollen.“ Die Entscheidung sei der Stadt nicht leicht gefallen. In Rheinland-Pfalz gibt es Anfang März 10 bestätigte Coronavirus-Fälle.
Ludwigshafen: Trauer um den ehemaligen Oberbürgermeister Dr. Werner Ludwig
Meldung vom 25. Februar: „Die Stadt Ludwigshafen trauert um einen großen Oberbürgermeister, der seine Stadt wie kein anderer geprägt und gestaltet hat“, so reagierte Oberbürgermeisterin Jutta Steinruck auf die Nachricht, dass Ehrenbürger Dr. Werner Ludwig am Dienstag (25. Februar) im Alter von 93 Jahren verstorben ist. Ludwig war von Juli 1965 bis Juni 1993 Oberbürgermeister von Ludwigshafen – also rund 28 Jahre lang! Beim Eintritt in den Ruhestand war er damals einer der dienstältesten Oberbürgermeister einer deutschen Stadt. Bei seiner Verabschiedung im Juni 1993 meinte der damalige Oberbürgermeister von Stuttgart, Manfred Rommel, dass Ludwigshafen wohl nach Werner Ludwig benannt worden sei. Vor seiner Wahl zum Oberbürgermeister war Ludwig auch sieben Jahre lang als Sozial- und Wohnungsdezernent tätig.
Ludwigshafen: Stadt und Jutta Steinruck trauern um Dr. Werner Ludwig
„Während meiner gesamten Kindheit und Jugend sowie meines jungen Erwachsenenlebens hat Dr. Werner Ludwig das Leben in der Stadt und ihre Entwicklung geprägt. Ludwigs Amtszeit als Oberbürgermeister war begleitet von einem außergewöhnlichen wirtschaftlichen Aufschwung der Stadt. Daher konnten eine Reihe von bedeutenden Großprojekten umgesetzt werden, wie beispielsweise das Rathaus-Center, das Wilhelm-Hack-Museum, die Schaffung der Fußgängerzone und die Verlegung des Hauptbahnhofs. Mit Recht kann man sagen, dass es wohl niemanden gibt, der die Nachkriegsgeschichte unserer Stadt so stark geprägt hat wie er. Ludwig war ein äußerst populärer und erfolgreicher Oberbürgermeister, der bis zuletzt hohes Ansehen in der Ludwigshafener Bevölkerung genossen hat. Er wurde parteiübergreifend für sein außergewöhnliches Engagement, seine hohe Sachkompetenz, Leidenschaft und Bürgernähe, für sein Verantwortungsbewusstsein sowie sein Durchsetzungsvermögen respektiert und geschätzt“, betont Jutta Steinruck. Werner Ludwig sei ihr Wegbegleiter, Vorbild und Mentor gewesen.
Ludwigshafen: Werner Ludwig nahm sich Zeit für die Bürger seiner Stadt
„In ‚seiner‘ Gartenstadt war er insbesondere durch seine Spaziergänge bekannt: Er hatte immer Zeit für die Bürgerinnen und Bürger und hat sich die kleinen und großen Probleme angehört. Er war stets interessiert und hat sich nach seinen Mitmenschen erkundigt. Er hat ganz nach seinem Motto „Nah bei de Leut“ gelebt. Ludwigshafen verliert mit ihm eine bedeutende Persönlichkeit und einen geliebten und geschätzten Sohn der Stadt. Unsere Gedanken sind bei seinen Kindern und ihren Familien und bei den vielen Freundinnen und Freunden, die heute mit uns trauern und sich mit großem Respekt vor seiner Lebensleistung verneigen", würdigt Jutta Steinruck den Verstorbenen.
Ludwigshafen: So war das Leben von Werner Ludwig
Dr. Werner Ludwig wurde am 27. August 1926 in Pirmasens als Sohn des späteren bayerischen Landtagsabgeordneten Adolf Ludwig geboren. 1933 musste die von langer sozialdemokratischer Tradition geprägte Familie nach Frankreich emigrieren. Dort besuchte Werner Ludwig die Schule und begann sein Jurastudium. Sowohl die Emigration als auch das Leben in Frankreich haben Werner Ludwig geprägt. Die Partnerschaft Ludwigshafens mit Lorient in der Bretagne war ihm eine Herzensangelegenheit. 1946 trat er in die SPD ein. Soziale Gerechtigkeit, gute Lebensbedingungen für die Menschen in der Stadt waren ihm ebenso wichtig wie das Eintreten für Versöhnung und das Zusammenwachsen Europas.
Werner Ludwig und seine Frau Lucia haben drei Kinder, sechs Enkel und fünf Urenkel. Ludwig lebte mit seiner Familie seit 1956 in der Gartenstadt.
Werner Ludwig: Bekannt und beliebt über die Grenzen Ludwigshafens hinaus
Werner Ludwig war weit über die Grenzen der Stadt hinaus politisch aktiv: unter anderem von 1963 bis 1965 als Mitglied des Landtags Rheinland-Pfalz und dort als Vorsitzender des sozialpolitischen Ausschusses; von 1964 bis 1999 als Mitglied des Bezirkstags Pfalz, von 1964 bis 1974 und wieder von 1979 bis 1997 als Vorsitzender des Bezirkstags Pfalz, von 1984 bis 1999 als Vorsitzender des Vereins Naturpark Pfälzerwald, von 1965 bis 1998 als Vorsitzender des Aufsichtsrats der Pfalzwerke AG und von 1965 bis 1989 als Mitglied des Vorstandes des Städtetags Rheinland-Pfalz, dessen Vorsitzender er von 1969 bis 1971 war.
Ludwigshafen: Die großen Erfolge und Auszeichnungen von Werner Ludwig
Für sein langjähriges Wirken wurde Dr. Werner Ludwig neben der Ehrenbürgermeisterwürde „seiner“ Stadt im Jahr 1993 mit hohen Auszeichnungen bedacht: 1990 mit dem Großen Bundesverdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland, 1992 mit der Europa-Union-Nadel in Gold, 1996 mit dem Verdienstorden des Landes Rheinland-Pfalz und 2015 mit dem „Officier de la Légion d’Honneur“, einer der höchsten Auszeichnungen, die von der Französischen Republik vergeben wird.
Am 16. Juni 2017 mussten sich die Bürger von Ludwigshafen auch von einem weiteren großen Mann aus ihrer Stadt verabschieden – Helmut Kohl. Der „Kanzler der Einheit“ wurde anschließend in Speyer auf einem Friedhof im Adenauer Park beerdigt. Doch auch nach Kohls Tod gab es Probleme, denn seine Witwe Maike Kohl-Richter hat auch zwei Jahre später keinen richtigen Grabstein auf der Grabstätte errichten lassen.
pm/dh