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Nach BASF-Explosion: Staatsanwalt ermittelt

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Von: Peter Kiefer, Robin Eichelsheimer

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© LUDWIGSHAFEN24/Peter Kiefer

Ludwigshafen – Am Tag nach der verheerenden Explosion in der BASF mit zwei Toten, acht Schwer- und 17 Leichtverletzten, ermittelt jetzt die Staatsanwaltschaft Frankenthal:

>>> Der Tag nach der Katastrophe: Alle Informationen im Überblick

+++ UPDATE 19:18 Uhr:

Die Stadt Ludwigshafen gibt Entwarnung für die Bevölkerung: Bürger der Stadtteile Pfingstweide, Edigheim, Oppau und Friesenheim können sich nun wieder im Freien aufhalten sowie Fenster und Türen öffnen. Ausnahme ist das Gewerbegebiet Nachtweide: Hier gelten wegen der Nähe zum Ort des Unglücks nach wie vor vorsorglich die bisherigen Sicherheitshinweise. 

+++ 17 Uhr:

Wie eine Sprecherin der BASF am Dienstagnachmittag gegen 17 Uhr mitteilt, würden die Vorbereitung zur Suche der noch vermissten Person anlaufen. Eine Suchaktion mit Tauchern im Hafenbecken würde voraussichtlich im Laufe des Mittwochs stattfinden. Entgegen anderer Medienberichte handelt es sich lediglich um eine Vorbereitungsmaßnahme und nicht um die eigentliche Suche nach der vermissten Person.

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Ein lauter Knall, der die Metropolregion erschüttert, eine riesige Rauchsäule über dem Landeshafen Nord der BASF, die kilometerweit zu sehen ist: die schreckliche BASF-Katastrophe am Montagvormittag.

Einen Tag nach der folgenschweren Explosion, bei der zwei Mitarbeiter der Werkfeuerwehr der BASF ums Leben kommen und acht Menschen schwer verletzt werden - eine Person wird noch vermisst - informieren die Stadt Ludwigshafen und die BASF bei einer kurzfristig einberaumten Pressekonferenz in der Hauptfeuerwache über den aktuellen Stand.

Die neuen Informationen im Live-Ticker:

Den Fragen der zahlreichen Journalisten stellen sich am Tag nach dem Inferno BASF-Vorstandsmitglied Margret Suckale, Werksleiter Uwe Liebelt, Stefan Lang vom BASF-Gesundheitsschutz, die beiden Beigeordneten Dieter Feid und Klaus Dillinger sowie Feuerwehr-Chef Peter Friedrich.

+++

Feid: „Schreckliches Ereignis. Wir sind nach wie vor vor Ort im Einsatz. Nach wie vor Warnung in nördlichen Stadtteilen. Längere Aufenthalte im Freien sollten vermieden werden, Fenster und Türen geschlossen bleiben... Zwei Männer der Werksfeuerwehr kamen ums Leben, die Verletzten sind teils schwerstverletzt. 133 Menschen wurden evakuiert... Trauerbeflaggung angeordnet, ab 14 Uhr im Rathaus Oppau ein Kondolenzbuch.

Feuerwehr-Chef Friedrich: „Explosion hat sich bei Arbeiten auf zweite Rohrstelle ausgebreitet. Danach Feuer und Explosionen... Übergreifen der Flammen auf ein Tankschiff durch das Mannheimer Feuerwehrboot ‚Metropolregion‘ erfolgreich verhindert... Wir wissen nicht, wie viele Leitungen beschädigt sind. Eine Person wird nach wie vor vermisst – sie befindet sich vermutlich im Hafenbecken... Aufgrund der Gefahrensituation können derzeit noch keine Taucher ins Wasser – sie stehen aber bereit. Permanent sind Messwagen im Stadtgebiet im Einsatz.

Suckale: „Zwei unserer Kollegen sind ums Leben gekommen. Verletzte werden bestmöglich versorgt, hoffen auf Genesung. Sprechen den betroffenen Familien unser Beileid aus. Suche nach Vermisstem hat hohe Priorität. Arbeiten bei Ursachenfindung eng mit den Behörden zusammen. Nehmen Besorgnis der Bevölkerung sehr ernst. Sind bestürzt, dass zwei unserer Mitarbeiter gestorben sind, die sich für andere eingesetzt haben, um zu helfen.

Liebelt: „Aktuell leichter Austritt von Flüssiggasen aus gebrochenen Rohren. Diesen Rohrgraben mit Schaum abgedeckt. Vermutlich beides Ethylen und Propylen, die zur Explosion führten. Flüssigkeit im Rohrgraben wird abgepumpt. Löschwasser und Schaum wird über unsere BASF-Kläranlage abgetragen. Zu keinem Zeitpunkt wurden kritische Werte gemessen – auch kein Eintritt in den Rhein.“ 

Lang: „Die zweite vermisste Person konnten wir glücklicherweise im Krankenhaus identifizieren.

Friedrich: „Der Vermisste ist möglicherweise ein Mitglied eines Schiffes.“ 

Liebelt: „Es wurden gemeinsam mit einer externen Firma an einem leeren Rohr seit Tagen Schneide-, aber auch Schweißarbeiten durchgeführt. Etwa drei bis fünf Personen waren daran beteiligt.

Friedrich: „Auch Pkws und Feuerwehrfahrzeuge sind beschädigt. Feuer aus konnten wir am Dienstag gegen 21:30 Uhr geben. Die Sirenen wurden erst ausgelöst, als uns Dramatik und Lagebild am Einsatzort bewusst waren.

Liebelt: „Erste Explosion würde ich nicht Explosion nennen, es war eher ein Brand. Ohne Inaugenscheinnahme der Leitungen, können wir nicht sagen, welche Leitungen mit welchen genauen Gasen geborsten sind.

Suckale: „Schadensausmaß und Versicherungssituation sind derzeit noch nicht bekannt. Steamcracker und 20 weitere Anlagen ausgeschaltet. Betroffene Menschen standen für uns im Vordergrund.

Friedrich: „Hatten Termin mit Leitendem Notarzt: Sechs Personen liegen auf Intensivstation. Die Gefahr vor Ort ist noch nicht weg, liegt noch eine Explosionsgefährung vor.“  

Liebelt: „Kausaler Zusammenhang mit anderen Zwischenfällen in diesem Jahr liegt zum jetzigen Zeitpunkt nicht vor. Sehe kein Muster dahinter. Wenn laufender Produktaustritt zum Erliegen kommt, können wir nächste Schritte absehen.  Diese Austritte können noch mehrere Stunden andauern. Abpumpen des Schaums sollte am Mittwochabend beginnen können. Detaillierte Untersuchung der Staatsanwaltschaft unterstützen wir voll umfänglich. Zunächst müssen wir die genaue Ursache kennen.

Friedrich: „Unheimliche Wärmestrahlung setzte Fahrzeuge in Brand – nicht die Explosion...

Liebelt: „Die Sperrungen wie etwa am Tor 15 können erst nach Beendigung der Gefahrenlage wieder aufgehoben werden.“ 

Greenpeace ist aus Hamburg angereist, hat Wasserproben genommen, die noch nicht analysiert sind.

Liebelt: „Inspektionen an diesen Rohren zuletzt vor vier Jahren – absolut turnusgemäß. Demnächst hätten sie wieder angestanden. Rohrgraben beinhaltet 28 Rohrleitungen, hat ein Ausmaß von rund 15 Metern.

Friedrich: „Hatten bei Messungen während Brand leicht erhöhte Werte. Vier Damen sitzen an den städtischen Info-Telefonen, wo mehrere hundert Anrufe eingegangen sind.

Suckale: „Hafen ist derzeit stillgelegt, ist sehr wichtig für uns. Gibt nicht für alles eine Ersatzmöglichkeit...

Liebelt: „Ein Schiff voller Ethylhexanol am Pier sollte gerade entladen werden. Durch die Kühlung wurde das Übergreifen auf das Schiff verhindert.“

Suckale: „Alle Mitarbeiter sind namentlich erfasst, der Vermisste ist nicht namentlich als BASF-Mitarbeiter erfasst.

Liebelt: „Sechster meldepflichtiger Unfall im Jahr 2016 – etwa die Größenordnung, wie im Vorjahr. Insgesamt mittlerweile 16 Vorfälle, zu denen auch Pressemitteilungen zu ‚Umweltereignissen‘ verschickt wurden – leicht erhöhte Zahl zu 2015.

Feid: „OB Dr. Lohse ist trotz Zeitverschiebung nach Ecuador, wo sie derzeit in ihrer Funktion als Präsidentin des Deutschen Städtetages auf einer UN-Konferenz weilt, ständig informiert und zutiefst bestürzt.

Unterdessen fordert die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) bei dem Chemie-Riesen eine lückenlose Aufklärung der Ursachen: „Wir wollen klar machen, dass man offensiv mit Informationen umgeht und mit der Aufklärung der Schadensursache", so Dreyer am Dienstag in Ludwigshafen. 

Dreyer besuchte am Nachmittag die Einsatzkräfte und sprach den Angehörigen der getöteten Feuerwehrleute ihr Beileid aus. Anschließend habe sie rund eine Stunde mit dem BASF-Vorstand gesprochen: „Wir stehen an der Seite dieses Unternehmens.

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Gegen 11:30 Uhr am  Montagvormittag, 17. Oktober, kommt es im Landeshafen Nord bei Arbeiten an einer Rohrleitungstrasse zu mehreren Bränden und einer darauffolgenden Explosion, die das Werksgelände der BASF erschüttert.

>>> Das war der Tag: Chronologie der BASF-Explosion

Dabei waren zwei Menschen ums Leben gekommen, acht wurden schwer verletzt. BASF-Werksleiter Uwe Liebelt drückte den Angehörigen sein Beileid aus. „Wir bedauern zutiefst, dass Mitarbeiter verstorben sind und mehrere Menschen verletzt wurden. Unser Mitgefühl gilt den Betroffenen und ihren Familien“, erklärte er. 

Am Abend gegen 21:30 Uhr kann der Brand gelöscht werden. Am Tag nach der Explosion wird eine Person vermisst.

Wir sind sehr bestürzt, dass zwei unserer Mitarbeiter ums Leben gekommen sind. Sie haben sich als Feuerwehrleute für die Rettung von Menschenleben eingesetzt. Unsere Gedanken gelten den Verstorbenen, Verletzten und ihren Angehörigen“, sagt Margret Suckale, Vorstandsmitglied und Arbeitsdirektorin bei BASF SE.

Unter dem Unglück leidet auch die Produktion des Chemieriesen. Da die Rohstoffversorgung unterbrochen ist, wurden 20 Anlagen im Hauptwerk der BASF abgeschaltet beziehungsweise laufen nur noch auf Teillast. Darunter sind auch die Herzstücke des Standorts, die Steamcracker, in denen petrochemische Stoffe in ihre Bestandteile zerlegt werden. 

Wie lange die für BASF wichtige Produktion unterbrochen bleibt, sei momentan noch nicht absehbar, sagte eine Sprecherin. „Das hat im Moment auch keine Priorität. Die Einsatzkräfte sind noch vor Ort“, fügte Suckale hinzu. 

Eine Verseuchung der Umwelt blieb nach Firmenangaben bisher aus. Messungen in der Luft und am Boden hätten keine erhöhten Werte giftiger Stoffe gezeigt.

dpa/pek/rob

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