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„Ugliest City Tours“: Zoff um alternativen Stadtrundgang in Ludwigshafen

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Von: Marten Kopf

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Ludwigshafen - Ist die Chemie-Stadt wirklich die „hässlichste Stadt Deutschlands“? Spezielle Stadtführungen kokettieren mit diesem unrühmlichen Titel. Das findet nicht jeder lustig.

So leidenschaftlich ist über eine Stadtführung in Rheinland-Pfalz wohl noch nie gestritten worden. „Das ist so ziemlich die mieseste Kampagne, die einem einfallen konnte“, wettert CDU-Stadtratsfraktionschef Peter Uebel. Sein Grünen-Kollege Hans-Uwe Daumann spricht dagegen von „einer angemessenen Art und Weise, sich mit der Stadt auseinanderzusetzen“. Zwei Meinungen, wie sie gegensätzlicher kaum sein könnten.

„Hässlichste Stadt“: TV-Sendung verleiht Ludwigshafen zweifelhaften Titel

Es geht um Ludwigshafen und um eine Tour, über die seit Jahren diskutiert wird – aber vermutlich noch nie so heftig wie zuletzt. Als die NDR-Sendung „Extra 3“ Ludwigshafen vor vier Jahren zur „hässlichsten Stadt Deutschlands“ kürte, jammerte die Stadtverwaltung nicht, sondern jubelte augenzwinkernd: „Juhu, gewonnen! Wir haben uns gegen enorme Konkurrenz durchgesetzt.“

Dabei beließ es die zweitgrößte Stadt in Rheinland-Pfalz nicht: Unter dem Namen „Germany‘s Ugliest City Tours“ bietet sie seitdem Rundgänge zu „hässlichen Orten“ an. „Die Führungen waren anfangs sicher originell“, meint CDU-Mann Uebel. Mittlerweile habe sich bundesweit aber ein Negativruf verfestigt. „Es ist ein Spiel mit dem Feuer. Deshalb fordern wir, diese Touren jetzt auslaufen zu lassen.“

Bei der ‚Germanys ugliest City-Tour‘ werden die häßlichsten Seiten von Ludwigshafen gezeigt.
Bei der ‚Germany‘s Ugliest City Tour‘ werden die hässlichsten Seiten von Ludwigshafen gezeigt. (Archivfoto) © LUDWIGSHAFEN24/Timo Lange

„Ugliest City Tours“ in Ludwigshafen: Nachteile durch negative Berichterstattung?

Uebel steht mit seiner Kritik nicht allein. Auch Raik Dreher, Vorsitzender der Stadtratsfraktion Grünes Forum und Piraten, sieht das Ende für die Tour gekommen. „Wir befinden uns in Nachbarschaft der Domstadt Speyer, der Nibelungenstadt Worms und der Quadratestadt Mannheim – und wie nennen wir uns? Hässlichste Stadt Deutschlands“, sagt Dreher. Diesen Titel habe Ludwigshafen nicht verdient. Falls es die Tour weiterhin gebe, fordert er, dann ohne Geld der Stadt.

Dreher äußert nach einer Teilnahme auch inhaltlich Kritik. „Die Tour hat fraglos Unterhaltungswert, aber der Vortrag war etwas verwirrend und stellenweise auch falsch.“ Er sei enttäuscht. Aus der Wirtschaft hätten ihn Hinweise erreicht, dass Unternehmen mittlerweile „massive Standortnachteile bei der Gewinnung hoch qualifizierter Fachkräfte“ hätten – Grund sei die „negative Berichterstattung“.

Stadtführer van der Buchholz: „Ich bin ein Freund der Diskussionskultur“

Helmut van der Buchholz ist solche Kritik gewöhnt. Der 62-Jährige siedelte als Kind von Hannover nach Ludwigshafen um. Hier ließ er sich zum Bildhauer und Architekten ausbilden. Als Tourguide buchte ihn die Stadt 2018, weil er schon früher Rundgänge anbot. „Ich lebe seit 1960 in Ludwigshafen“, betont er. „Wenn die Stadt so schlimm wäre, wie man es mir unterstellt, wäre ich längst weggezogen.“ Und tatsächlich hatte van der Buchholz erst Anfang Juli ebenfalls unter dem Titel „Ugliest City Tours“ auch eine Tour zu den schönen Flecken Ludwigshafens angeboten.

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Van der Buchholz kann dem Zwist um seine Tour durchaus etwas abgewinnen. „Ich bin ein Freund der Diskussionskultur und schätze es, wenn man über Dinge streitet. Das zeigt, dass die Stadtgesellschaft funktioniert.“ Seine Toleranz endet aber bei ultimativen Forderungen nach einem Ende der Tour. „Also, wenn man dieser Stadt wirklich schaden will, muss man anfangen, über zuschusswürdige und zuschussunwürdige Kultur zu sprechen. Das erste wäre dann Jubelkultur, das zweite wären eher kritische Töne. Dann will man eine Kulturaufsichtsbehörde.“ (mko/dpa)

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