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Doppelmord in Oggersheim: Angeklagter beschreibt seine Bluttat – „Egal ob verletzt oder tot“

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Von: Katja Becher

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Frankenthal/Ludwigshafen: Im Prozess um den Doppelmord in Oggersheim hat der Angeklagte seine Taten eingeräumt – und schreckliche Details seiner Bluttat offenbart.  

Rund vier Monate nach der Bluttat im Ludwigshafener Stadtteil Oggersheim, bei der zwei Männer getötet und einer schwer verletzt wurde, muss sich ein Mann seit Freitag (10. Februar) wegen zweifachen Mordes und versuchten Mordes vor Gericht verantworten. Dem vermutlich 26 Jahre alten Angeklagten aus Somalia wird vorgeworfen, am 18. Oktober 2022 mit einem 20 Zentimeter langen Küchenmesser auf offener Straße die beiden Handwerker Jonas S. (†20) und Sascha K. (†35) getötet zu haben. Im Anschluss soll er in einem Drogeriemarkt in Ludwigshafen einen Kunden schwer verletzt haben.

Doppelmord-Prozess um Bluttat in Ludwigshafen – Angeklagter spricht über die Tat

Zum Prozessauftakt unter starken Sicherheitsvorkehrungen am Landgericht Frankenthal räumt Liban M. seine Taten ein. Es folgen schwierige Stunden für die Angehörigen der beiden Todesopfer und den 27-jährige Mann, der bei der Messer-Attacke in der Drogerie in Oggersheim schwer verletzt wurde. Sie sitzen als Nebenkläger dem Mann gegenüber, dessen Taten laut der Vorsitzenden Richterin Mirtha Hütt „unsägliches Leid und Schmerz“ verursacht hätten.

Mithilfe eines vereidigten Dolmetschers erklärt der Angeklagte, dass er davon überzeugt gewesen sei, dass ein Nachbar ihm seine damalige Lebensgefährtin „wegschnappen“ und ihr und deren Kindern etwas antun habe wollen. Zwei Tage zuvor wurde M. der Wohnung der Frau verwiesen, die Polizei sprach einen Platzverweis und Annäherungsverbot aus.

Mordprozess nach Messerangriff in Ludwigshafen
Der Angeklagte wird von Justizbeamten in den Verhandlungssaal im Landgericht geführt. © Uwe Anspach/dpa

Bluttat in Oggersheim – Liban M. warf Arm seines Opfers auf Balkon seiner Ex-Freundin

Am Tattag, dem 18. Oktober 2022, sei Liban M. laut eigener Aussage „mit Wut im Bauch“ zum Haus seiner Ex-Freundin in Oggersheim zurückgekehrt und habe nach dem Nachbarn gesucht, um mit diesem zu „kämpfen“. Fast ohne emotionale Regung oder Reue schildert er, wie er in der Nähe seine späteren Opfer traf. Die Maler kreuzten den Weg des mit einem Messer bewaffneten Mannes nur zufällig – doch der 20-Jährige Jonas K. habe laut Liban M. dem Nachbarn ähnlich gesehen, der Freundin und Kinder bedroht haben soll.

„Ich habe das Messer herausgeholt und ohne Vorwarnung zugestochen“, übersetzt der Dolmetscher den Angeklagten. Für ihn habe es sich um eine „kriegerische Auseinandersetzung“ gehandelt. Als sich der zweite Mann, der 35-jährige Sascha K., eingemischt habe, habe auch er „das Messer abbekommen“. Dass er einem der Opfer im Anschluss an die tödlichen Angriffe einen Arm abtrennte und diesen auf den Balkon seiner Ex-Freundin warf, gibt Liban M. ebenfalls zu. Richterin Hütt konfrontiert den Angeklagten damit, dass er dabei noch „Hier ist dein Geschenk“, gerufen haben soll – doch der junge Mann bestreitet, mit diesem Ausruf den Arm gemeint zu haben.

„Bewusst deutsche Männer angegriffen“: Staatsanwaltschaft zeichnet im Mordprozess anderes Bild

Für Liban M. seien seine Opfer alle Teil „einer Familie“ gewesen. Auch beim dritten Mann, den er kurze Zeit später an der Kasse von Rossmann angriff und schwer verletzte, habe er im Kopf gehabt „dass er dazu gehört“. Mehrfach bestätigt der Angeklagte auf Nachfrage auch, dass es ihm bei seinen Opfern egal gewesen sei „ob verletzt oder tot.“ Gestoppt wird die Bluttat von Oggersheim schließlich von der Polizei, die den den Angreifer mit vier Schüssen kampfunfähig macht.

Großes Polizeiaufgebot an einem der Tatorte in Ludwigshafen-Oggersheim, wo ein Mann am 18. Oktober zwei Menschen getötet hat.
Großes Polizeiaufgebot an einem der Tatorte in Ludwigshafen-Oggersheim, wo ein Mann am 18. Oktober zwei Menschen getötet hat. © Frank Rumpenhorst/picture alliance/dpa

Die Staatsanwaltschaft ist entgegen der Einlassungen des Angeklagten der Überzeugung, dass Liban M. seine Opfer auf „zutiefst verachtenswerter Weise als Subjekt seiner Wut“ missbrauchte. Er habe die Männer angegriffen, obwohl er gewusst habe, dass diese seine frühere Lebensgefährtin gar nicht kannten. „Der Sachverständige teilte nach der Untersuchung mit, dass der Angeschuldigte ihm gesagt habe, aus Wut und Eifersucht bewusst deutsche Männer angegriffen zu haben.“

„So schlimm war es nicht“: Angeklagter spricht über Flucht aus Somalia

Der Angeklagte, der seit 2016 in Neustadt an der Weinstraße lebt, beantwortet im Prozess auch Fragen zu seiner Person. Seine Heimat Somalia habe er 2013 „mit 17 oder 18 Jahren“ verlassen und sei über Malta und Dänemark schließlich 2015 nach Deutschland gekommen. Die Richterin fragt, ob seine Flucht gefährlich gewesen sei, worauf der Angeklagte über seinen Dolmetscher erklärt: „Ehrlich gesagt, so schlimm war es nicht.“ In Deutschland sei er in all den Jahren aber nie wirklich richtig angekommen.

Ob Liban M. tatsächlich erst 26 Jahre alt ist, bleibt am ersten Prozesstag offen. Immer wieder kommt es bei Jahresangaben des Angeklagten, in dessen Pass der 1. Januar 1997 als Geburtsdatum steht, zu Ungereimtheiten. Der Mann ist laut Gutachter schuldfähig. Ihm droht eine lebenslange Haftstrafe mit Feststellung der besonderen Schwere der Schuld sowie Unterbringung in Sicherungsverwahrung. Das Urteil soll im Mai fallen. (kab)

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