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„Müssen heute noch kämpfen“: Doppelmord-Prozess um Bluttat in Oggersheim – Angehörige wollen Antworten

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Von: Katja Becher

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Frankenthal/Ludwigshafen - Rund vier Monate nach dem Messerangriff mit zwei Toten und einem Schwerverletzten in Oggersheim beginnt am Freitag der Prozess gegen den mutmaßlichen Täter.

Update vom 10. Februar, 16:30 Uhr: „Ich erwarte eine gerechte Strafe“, sagt der Vater des 20-jährigen Todesopfer vor dem Gerichtssaal. Auf Nachfrage von Journalisten, wie diese aussehen sollte, antwortete er: „Lebenslänglich. Und wahrscheinlich noch mit Sicherheitsverwahrung, das wäre die korrekte Strafe für diesen Menschen.“ Er gehe in den Prozess, weil er hoffe, Antworten auf noch offene Fragen zu finden, sagte der Vater. Er und seine Frau litten bis heute sehr. „Wir müssen heute noch kämpfen, haben schlaflose Nächte.“

Doppelmord-Prozess um Bluttat in Oggersheim – Angehörige wollen Antworten

Der Anwalt des 27-Jährigen, der durch die Messer-Attacke in Oggersheim schwer verletzt wurde und als Nebenkläger auftritt, sagt, es sei seinem Mandaten „ganz wichtig, dass herausgefunden wird möglicherweise, was das Motiv gewesen ist“. „Und natürlich wie es abgelaufen ist.“ Er habe kaum Erinnerungen an die Tat. Ihm gehe es heute körperlich „eigentlich ziemlich gut“, sagte Anwalt Philipp Moritz Hug weiter. Psychisch aber sei es „natürlich schwierig“, gerade jetzt zum Prozess.

Der Angeklagte im Doppelmord-Prozess von Oggersheim hat zum Verhandlungsauftakt nahezu emotionslos und ohne Reue über seine Taten gesprochen. Mehrfach bestätigt der 26-Jährige auf Nachfrage auch, dass es ihm bei seinen Opfern egal gewesen sei „ob verletzt oder tot.“

Der Vater des 20-jährigen Opfers steht mit seiner Anwältin im Verhandlungssaal im Landgericht.
394757975.jpg © Uwe Anspach/dpa

Bluttat mit 2 Toten in Ludwigshafen: „Habe ohne Vorwarnung zugestochen“

Update vom 10. Februar, 10:44 Uhr: Der Angeklagte hat sich im Mord-Prozess am Landgericht Frankenthal zur Bluttat am 18. Oktober im Ludwigshafener Stadtteil Oggersheim geäußert. Er sei davon überzeugt gewesen, dass ein Nachbar seiner Lebensgefährtin und ihren Kindern gedroht hätte. Er habe sie ihm „wegschnappen“ wollen. Zwei Tage zuvor wurde er der Wohnung seiner Freundin verwiesen, die Polizei sprach einen Platzverweis und ein Annäherungsverbot aus.

Am Tattag, dem 18. Oktober 2022, sei er „mit Wut im Bauch“ zu ihrem Haus in Oggersheim gefahren und habe nach dem Nachbarn gesucht, um mit diesem zu „kämpfen“. Sein erstes Opfer, das er in der Nähe des Hauses Angriff, habe dem Mann ähnlich gesehen, der die Familie bedroht haben soll. „Ich habe das Messer herausgeholt und ohne Vorwarnung zugestochen“, übersetzt der Dolmetscher des Angeklagten. Für ihn habe es sich um eine „kriegerische Auseinandersetzung“ gehandelt.

Der 26-jährige Angeklagte wird am 10. Februar 2023 zum Prozessauftakt von Justizbeamten in den Verhandlungssaal im Landgericht Frankenthal geführt.
Der 26-jährige Angeklagte wird am 10. Februar 2023 zum Prozessauftakt von Justizbeamten in den Verhandlungssaal im Landgericht Frankenthal geführt. © Uwe Anspach/picture alliance/dpa

Bluttat mit zwei Toten in Ludwigshafen: Angeklagter (26) will sich zu Messer-Attacke äußern

Update vom 10. Februar, 10:44 Uhr: Seit 9 Uhr läuft der Mord-Prozess nach der Bluttat im Oggersheim am Landgericht Frankenthal. Der Angeklagte (26), der sich bisher gegenüber den Ermittlungsbehörden nicht eingelassen hatte, hat angekündigt, sich in der Verhandlung zur Tat zu äußern. Unterstützt durch einen vereidigten Dolmetscher erzählt der Mann am Donnerstagmorgen zunächst von seiner Flucht aus seiner somalischen Heimatstadt im Jahr 2013 über Malta und Dänemark bis nach Deutschland.

Der Angeklagte, der angibt im Januar 1997 geboren zu sein, lebte zum Zeitpunkt der Bluttat in Neustadt an der Weinstraße. Immer wieder spricht er auch von seiner damaligen Lebensgefährtin aus Ludwigshafen, die er 2019 kennenlernte. Sie soll der Auslöser für die Bluttat gewesen sein, bei der zwei Männer starben. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Mann vor, „aus Wut und Eifersucht“, weil seine Ex-Freundin ihn verlassen hatte gehandelt zu haben. Seine Opfer habe er auf „zutiefst verachtenswerte Weise als Subjekt seiner Wut“ missbraucht.

Bluttat mit zwei Toten in Ludwigshafen: Mord-Prozess gegen 26-Jährigen beginnt

Erstmeldung vom 10. Februar, 7:51 Uhr: Dem Angeklagten, einem 26 Jahre alten Mann aus Somalia, wird vor dem Landgericht Frankenthal unter anderem zweifacher Mord sowie versuchter Mord vorgeworfen. Der Beschuldigte soll am 18. Oktober 2022 mit einem Küchenmesser auf offener Straße in Ludwigshafen einen 20 und einen 35 Jahre alten Mann getötet haben. Den abgetrennten rechten Unterarm des 20-Jährigen soll er auf den Balkon seiner ehemaligen Lebensgefährtin geworfen haben.

Mord-Prozess nach Bluttat mit zwei Toten in Ludwigshafen – Angeklagter laut Gutachten schuldfähig

Den 20-Jährigen soll der Angeklagte getötet haben, weil seine Freundin ihn verlassen hatte und er überzeugt war, sie habe einen neuen Partner. Der 35-Jährige soll versucht haben, ihn aufzuhalten. Dem Angeklagten sei klar gewesen, dass beide Opfer nicht mit seiner ehemaligen Lebensgefährtin bekannt waren, hieß es vonseiten der Staatsanwaltschaft. „Der Sachverständige teilte nach der Untersuchung mit, dass der Angeschuldigte ihm gesagt habe, aus Wut und Eifersucht bewusst deutsche Männer angegriffen zu haben.“

Großes Polizeiaufgebot an einem der Tatorte in Ludwigshafen-Oggersheim, wo ein Mann am 18. Oktober zwei Menschen getötet hat.
Großes Polizeiaufgebot an einem der Tatorte in Ludwigshafen-Oggersheim, wo ein Mann am 18. Oktober 2022 zwei Menschen getötet hat. © Frank Rumpenhorst/picture alliance/dpa

Im Anschluss soll der Mann in einem Drogeriemarkt in Ludwigshafen mit dem Messer mit etwa 20 Zentimetern Klingenlänge einen Kunden schwer verletzt haben. Polizisten machten den Angreifer mit Schüssen kampfunfähig. Der Mann ist laut Gutachter schuldfähig. Ihm droht eine lebenslange Haftstrafe mit Feststellung der besonderen Schwere der Schuld sowie Unterbringung in Sicherungsverwahrung. Zu den Vorwürfen hat er sich gegenüber den Ermittlungsbehörden nicht eingelassen, wie es hieß. (kab/dpa)

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