Corona-Inzidenz steigt trotz steigender Impfquote: Experte erklärt, warum – und sieht nur einen Ausweg
Nicht nur in Deutschland, auch in vielen anderen Ländern steigen die Corona-Fallzahlen. Wie die Entwicklung aufzuhalten ist, erklärt Virenexperte Professor Reichl.
Am 27. Juli 2021 lag die 7-Tages-Inzidenz in München bei 25,7: Vom 20. bis 27. Juli wurden also fast 26 Corona-Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner erfasst. Bei einer Einwohnerzahl von zirka 1,5 Millionen Menschen wirkt dieser Wert zwar harmlos, doch Professor Dr. Dr. Franz-Xaver Reichl von der Ludwig-Maximilians-Universität München warnt davor, sich in Sicherheit zu wiegen. Im Interview mit der Ippen-Zentralredaktion sagt der Mediziner: „Wir sehen hier eine Entwicklung, die bedenklich ist. Wir sehen so alle 14 Tage eine Verdopplung der Inzidenzzahl“. Die Inzidenzen steigen also. Vor dem Hintergrund, dass in Deutschland 50,9 Prozent der Gesamtbevölkerung vollständig geimpft ist und insgesamt 61,3 Prozent der Menschen bereits die erste Impfdosis erhalten haben (Stand 28. Juli; Quelle: Impfdashboard Deutschland), kommt die Frage auf: Warum steigen die Inzidenzen trotzdem?
Als Hauptgrund sieht Pharmakologie-Experte Reichl „die Unvernunft der Personen, die hier jetzt trotzdem weiter feiern, trotz dem, dass noch nicht viele geimpft sind“. Natürlich spiele aber auch hier die Delta-Variante* eine tragende Rolle, weil sie sich weitaus schneller verbreiten kann als das nicht-mutierte Coronavirus. Doch auch in der nicht flächendeckenden Impfbereitschaft vermutet Franz-Xaver Reichl eine Ursache für die steigenden Corona-Inzidenzen. 80 Prozent der Bevölkerung wolle sich zwar impfen lassen, aber die „Nicht-Impfwilligen scheinen etwas zuzunehmen. Hier gibt es nur die Möglichkeit, durch Überzeugungsarbeit diese Leute zu „reanimieren“, dass sie sich jetzt doch impfen lassen“, so der Mediziner.

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Appell an die Vernunft der Bürger, sonst „sind wir wieder in einem Lockdown“
Die vierte Welle ist Reichl zufolge längst da. Ein eindeutiges Zeichen dafür sei die aktuelle Verdopplung der Inzidenzen nach 14 Tagen. Hochgerechnet würde das bedeuten, dass man in Deutschland im Oktober wieder eine 7-Tages-Inzidenz von 500 beklagen muss. „Dann sind wir wieder in einem Lockdown“, so Reichl. Zu verhindern sei das nur noch, wenn Menschen durch gute Aufklärungsarbeit von einer Impfung überzeugt würden. Besorgniserregend ist Reichl zufolge, dass zum Thema Impfung „sehr geringe grundwissenschaftliche Kenntnisse bei vielen vorhanden sind“.
„Nur durch Impfen können wir der Pandemie begegnen“, so sein Appell an die Bürger. Es gebe keine andere Möglichkeit, die Gesundheit aller Menschen zu schützen. Nicht nur, dass das Risiko schwerer Krankheitsverläufe durch die Immunisierung reduziert wird. Auch das eigene Ansteckungsrisiko sinkt durch die Impfung drastisch*. Somit schützt die Impfung nicht nur einen selbst, sondern auch andere. (jg) *Merkur.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA.
Mehr Quellen: https://impfdashboard.de/
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