LGA warnt: „Gefährlichstes Tier der Welt“ in Baden-Württemberg unterwegs
Die asiatische Tigermücke breitet sich in Baden-Württemberg weiter aus. Das Landesgesundheitsamt warnt vor möglichen Folgen.
Die Corona-Pandemie ist auch nach eineinhalb Jahren DAS Thema für das Landesgesundheitsamt (LGA) in Baden-Württemberg. Das machen der Stuttgarter Regierungspräsident Wolfgang Reimer und der Leiter des LGA, Dr. Gottfried Roller, in der Mitteilung zur Vorstellung des Jahresberichts 2019/20 deutlich. Doch trotzdem ist das Virus längst nicht das einzige Thema. Auch ein anderes sticht im wahrsten Sinne des Wortes ins Auge, wie echo24.de* berichtet.
„Nicht nur im Rahmen einer Pandemie hat der Öffentliche Gesundheitsdienst (ÖGD) mit seinem umfassenden und ganzheitlichen Public-Health-Verständnis die Gesundheit der Bevölkerung im Blick“, erklärt Reimer. Der ÖGD müsse sich immer wieder vielfältigen und neuen Themen annehmen. Darunter falle auch die Ansiedlung der asiatischen Tigermücke in Baden-Württemberg und die damit einhergehende „Bewertung gesundheitlicher Risiken“. Schließlich hatte schon Bill Gates die Tigermücke einst als gefährlichstes Tier der Welt* eingestuft.
Baden-Württemberg: Schock-Bericht - „gefährlichstes Tier“ breitet sich aus
Ursprünglich ist die Tigermücke, deren wissenschaftlicher Name Aedes albopictus lautet, in Südostasien beheimatet. Allmählich breitet sie sich von Südeuropa aber Richtung Norden aus. Laut LGA-Jahresbericht steigt „auch in Baden-Württemberg die Anzahl der Funde stetig“.
Art | Asiatische Tigermücke |
Familie | Stechmücke |
Verbreitung | von Südostasien mittlerweile in den östlichen Teil von Nord- und Südamerika, nach Süd- und Mitteleuropa sowie Teile Afrikas |
Für die Gesundheit der Menschen im Südwesten kann das dramatische Folgen haben. Denn die Tigermücke ist im Gegensatz zu heimischen Plagegeistern wie dem Mai- und Junikäfer* nicht einfach nur lästig. Und ihre Stiche sind nicht nur unangenehm und juckend.
Tigermücke: Krankheiten können für Menschen gefährlich werden
Stattdessen kann das Insekt auch virale Krankheiten übertragen. Laut LGA zählen dazu folgende meldepflichtige Infektionskrankheiten:
- Denguefieber
- Chikungunya-Virus
- Zika-Virus
Zwar sind die Verläufe dieser Krankheiten oft milde, sowohl das Dengue- als auch das durchs Virus ausgelöste Chikungunya-Virus gelten aber als potenziell tödlich. Das Zika-Virus ist zudem insbesondere für ungeborene Föten in der Schwangerschaft gefährlich.
Baden-Württemberg: Bislang keine Krankheitsfälle durch Tigermücken-Stich
Bislang gebe es aber noch „keinen Hinweis auf eine autochtone (von Mücken ausgelöste, Anm. d. Red.) Übertragung durch virämische (infizierte, Anm. d. Red.) Reiserückkehrer“. Aber: „Mit zunehmend günstigen klimatischen Bedingungen steigt das Risiko, dass Fälle ausgehend von reiseimportierten viralen Infektionen auftreten; dies wurde bereits in mehreren südeuropäischen Ländern beobachtet“, heißt es im Jahresbericht des LGA. Auch in Spanien könnten diesen Sommer Mücken zur Plage* werden. Die Vereinigung Anecpla warnt vor Plagen gleich mehrerer Mückenarten sowie vor der Übertragung von Krankheiten wie costanachrichten.com* berichtet.
Mit zunehmend günstigen klimatischen Bedingungen steigt das Risiko, dass Fälle ausgehend von reiseimportierten viralen Infektionen auftreten.
Demnach seien mittlerweile weitere Regionen betroffen. Neue Funde waren 2020 im Großraum Stuttgart, in Korntal-Münchingen im Landkreis Ludwigsburg, in Kernen im Rems-Murr-Kreis und in Hockenheim im Rhein-Neckar-Kreis gemeldet. Auch in Heilbronn wurde die Asiatische Tigermücke jetzt nachgewiesen*. Die Funde waren entweder von „aufmerksamen Bürgern“ oder in Fallen entdeckt worden.
Tigermücke: Mindestens 20 Regionen in Baden-Württemberg gefährdet
Zwar seien durch die Reisebeschränkungen im Zuge der Corona-Pandemie auch die Fälle von reiseassoziierten Infektionsfällen zurückgegangen. Doch mit wenn Urlaub durch eine Verbesserung der Corona-Lage in Baden-Württemberg nun wieder wahrscheinlicher wird, könne mit einem Wiederanstieg der Fallzahlen gerechnet werden. 2020 hatte es in Baden-Württemberg insgesamt „nur“ acht registrierte Dengue-Fälle gegeben. Im Jahr davor waren es noch 97.
Schuld an den größeren Populationen der Tigermücke ist das Wetter in Baden-Württemberg. Um sich anzusiedeln, braucht das Insekt geeignete klimatische Bedingungen. Wie Modellierungsergebnisse der Universität Bayreuth zeigten, seien mindestens 20 Stadt- und Landkreise in Baden-Württemberg ein potenzielles Gebiet für die Tigermücke. In neun gab es bereits Nachweise.
Baden-Württemberg: Tigermücke 2007 erstmals nachgewiesen
2007 waren erstmals Eier der asiatischen Tigermücke in Fallen entlang der A5 in Baden-Württemberg aufgefunden worden. Ein größeres Vorkommen hatte man 2015 in einer Kleingartenanlage in Freiburg entdeckt.

Seitdem versucht Baden-Württemberg, der Tigermücke den Garaus zu machen. „Im Rahmen von unterschiedlichen Projekten konnten systematisch Fallen installiert und ausgewertet werden“, heißt es im Jahresbericht des LGA.
Baden-Württemberg: Gegen Tigermücke hilft vor allem Prävention
Zur Verhinderung einer weiteren Verbreitung sei, so das Fazit des Landesgesundheitsamts, auch die Prävention durch die Bevölkerung wichtig. „Die Überwachung und das Management von Tigermückenpopulationen gewinnt zunehmend an Bedeutung.“
Asiatische Tigermücken sind mit nur 3,5 bis acht Millimetern sehr klein - trotzdem fallen sie auf. Ihren Namen verdanken sie nämlich ihrem Äußeren. Beine, Kopf und Rücken sind schwarz-weiß gestreift.
Tigermücke: So kann man ihre Verbreitung verhindern
Die Tigermücke gilt als äußert anpassungsfähig und extrem aggressiv. Ihre Population ist zudem schwer zu kontrollieren. In Baden-Württemberg überwinterten bereits Tiere erfolgreich. Das Umweltbundesamt spricht deshalb auch schon jetzt von einem „potenziellen Risiko für die menschliche Gesundheit in Deutschland“.
Um eine Verbreitung zu verhindern, wird empfohlen, vor allem keine möglichen Brutstätten zu bieten. Stehende Gewässer - zum Beispiel auch als Rest in Blumentöpfen oder Vogeltränken sollte man deshalb mindestens einmal in der Woche „restlos entleeren“. Schutz vor Stichen böten entsprechende Kleidung und Fliegengitter. *echo24.de und costanachrichten.com sind ein Angebot von IPPEN.MEDIA.