Ludwigshafen-Mitte – Die „Ludwigshafen unterirdisch“-Führung ist immer gut besucht. Doch was bringt die Leute am Samstagmorgen dazu, sich durch unterirdische feuchte und dunkle Tunnel und über stillgelegte Gleisabschnitte zu schleichen?
Die Gruppe trifft sich um zehn Uhr im Vortragssaal der Volkshochschule Ludwigshafen. Martin Freudenberg und Ulrich Stumm halten erst einmal einen Einführungsvortrag über die Stadtplanung Ludwigshafens und zeigen in einer Power-Point Präsentation wie sich die Stadt im Laufe der Jahre verändert hat. Dabei kommen auch Schätze aus ihrem Privatfundus zu Tage. So zum Beispiel ein Flaschenetikett zur feierlichen Eröffnung der Kurt-Schumacher-Brücke 1972. Ulrich Stumm lacht: „
Ich weiß auch gar nicht mehr so genau, wie ich des geschafft hab. Ich muss es wohl gleich, als ich nach Hause gekommen bin, abgemacht haben. Wir hatten natürlich getrunken...Sie wissen ja wie das ist...
“
Martin Freudenberg ist des Spezialist für den Tiefbau, Hochwasserschutz und die Tunnel. Er führt die Gruppe auch durch den Untergrund und scheut keine Gelegenheit, den Interessenten über die aktuellen Veränderungen des Straßenbahnnetzes zu erzählen. So verkündet er unterwegs den erstaunten Zuhörern, dass im Zuge der „Vision Zukunft“ beschlossen wurde, die Haltestelle „Rathauscenter“ zu verlegen. Die neue Haltestelle soll dann zwischen der Ostseite des Rathauscenters und dem sich daneben befindlichen Gebäudes gelegt werden. 2018 soll mit dem Bau begonnen werden. 2026 soll die neue Haltestelle dann fertig sein.
In der Nähe des Bowlingcenters geht es durch ein Graffiti besprühtes Tor in den Untergrund. Es wird ein bisschen kühler und auch feuchter. Aufregung liegt in der Luft.
Je weiter wir vorankommen, desto mehr fühlt man sich wie in einer anderen Welt. Diffuses Licht, Verwinkelungen, klappernde, wackelige Steine und scharrender Schotter unter den Füßen: Man fühlt sich als wäre man auf geheimer Mission unterwegs.
Später stehen wir in einem Abschnitt bei der auf der einen Seite regulär die Straßenbahn fährt, auf der anderen Seite ist das stillgelegte Gleis, an dem wir in die Tiefe spazieren. Die Menschen aus der Straßenbahn schauen uns voller Verwunderung an. „Was soll das denn?“, scheinen sie zu denken. Ein Lächeln huscht über die Gesichter der Teilnehmer, als sie ein Schild „Betreten der Bahngleise verboten“ passieren.
Das wird wohl auch einen Teil des Reizes ausmachen. Den Reiz etwas eigentlich verbotenes zu tun und etwas zu sehen, was sonst den Augen der Öffentlichkeit verborgen bleibt. So auch später an der stillgelegten U-Bahn Haltestelle „Danziger Platz“. Die schönen orangenen Kacheln sind noch aus den 70ern. „Gesundheitlich nicht ganz unbedenklich...“, wirft Martin Freudenberg ein.
Doch warum gibt es eigentlich keine U-Bahn in Ludwigshafen? Man sagt noch bis heute, dass die Olympiade 1972 in München soviel Geld verschlungen hat, dass nichts mehr für die restlichen Baumaßnahmen übrig geblieben ist. Doch so einfach ist es nicht.
Fakt ist: Das Geld ist ausgegangen. Von den geplanten 30 Kilometern Strecke wurden nur fünf verwirklicht.
Am Ende der Tour geht es noch ins Stellwerk. Herr Ossmann empfängt uns, erklärt die Abläufe der Überwachungsanlage und ärgert sich ein bisschen, dass wir gerade eine Störung verpasst haben.
Die Teilnehmer sind ein bisschen müde, aber sehr zufrieden. Die Tour dauert ja auch, inklusive Vortrag, stolze 4,5 Stunden.
Wer selbst ein Hauch von Abenteuer im Ludwigshafener Untergrund erleben will hat bei der nächsten Führung am 26. September 2015 die Gelegenheit dazu.